Ausdauer und Konsequenz

Tja, wenn man so wie ich ein äußerst disziplinierter, konsequenter und ausdauernder Mensch ist, ist es ganz logisch, dass es mit drei Projekten gleichzeitig nur so dahineilt ... Ich wünschte, dem wäre so, in allen Aspekten. Disziplin ist inzwischen zumindest in den Phasen, wo ich wirklich schreibe (und nicht recherchiere oder strukturiere), kein großes Thema mehr, da ist der Ehrgeiz groß genug, meinen täglichen Wordcount zu schaffen (sehr hilfreich hat sich hier erwiesen, dass ich meine tägliche Wortzahl gut sichtbar in einen Kalender an der Zimmertüre eintrage - ich glaube zwar nicht, dass irgendjemand meiner Familie da je einen Blick drauf wirft, aber für mich wirkt es), Konsequenz und Ausdauer waren noch nie meine Stärke.

Zur Zeit kommt aber vor allem hinzu, dass ich mich auch sehr viel mit dem "größeren Bild" des Autorenlebens - also, meines Autorenlebens - beschäftige. Nach insgesamt 10 Büchern in 5 Jahren denke ich, ist es Zeit, sich klarzuwerden, wo man hin will. Und irgendwann doch auch beruflich/finanziell als Autorin erfolgreich zu werden, bedingt auch, sich für ein Genre zu entscheiden und zwar idealerweise für eines, das viel und gerne gelesen wird. Und das sind hauptsächlich die beiden Genres Krimi und Liebesromane.

Wenn ein Verlag beschließt, einen Autor zu pushen, so hat dieser Verlag die Mittel, auch ungewöhnliche Genres oder "Kunstbücher" an ein großes Publikum zu bringen. Als Indie-Autor fehlen einem hierzu die weitläufigen Verbindungen zum Buchhandel (der, obwohl es immer mehr gute Indie Autoren gibt, nur selten deren Bücher auflegt, außer im regionalen Bereich) und in den meisten Fällen das Budget für große Werbekampagnen. (dafür erhalte ich als Indie mehr Prozente meines Verkaufserlöses, habe die Freiheit, zu schreiben, was und wie ich will und bin wesentlich schneller und flexibler in der Veröffentlichung. In einem Verlag kann es von Einreichung eines fertigen Manuskriptes bis zur Veröffentlichung auch mal 2 Jahre dauern)

Nun ist Krimi so gar nicht meins und bei genauerer Betrachtung meiner bisherigen Werke stelle ich (wenig überrascht) fest, dass die Liebe in jeder meiner Geschichten eine große, wenn nicht die Hauptrolle spielt. Also eine klare Entscheidung ... die aber bedeutet, dass die beiden angedachten Serien mal vorerst in die Schublade wandern. (auch eine Form der Konsequenz, oder? Wenn man feststellt, dass etwas Geplantes nicht den neueren Erkenntnissen entspricht, es zu streichen statt daran festzuhalten, weil man es so geplant hatte.)

Das hieße, logischerweise, dass ich nun an Orcas 3 sitze ... könnte man meinen ... aber das habe ich nun als Projekt für den Herbst geplant, da ich auf ein paar sehr spannende "Handwerksbücher" gestoßen bin, anhand derer ich hoffe, Orcas 3 strukturell zu verbessern (denn ich bin mit der geplanten Struktur der Geschichte noch nicht glücklich.)

Und so ... drehe ich Däumchen.

Nein, absolut nicht.

Ich lese mich einerseits durch die Bestsellerautoren im Liebesroman-Genre (Jojo Moyes, Cecelia Ahrens, Nicholas Sparks ...) um zu lernen, was einen finanziell erfolgreichen Liebesroman ausmachen könnte, und weiß seit gestern Abend auch schon ganz genau, was mein nächstes Buch wird. Für diesen Roman (und er ist, zugegeben, auch kein 08/15 Liebesroman, aber wann mache ich schon was 08/15 und als "Einstieg" ist es für mich sehr passend) gibt es bereits eine komplette Storyline und alle Figuren, samt einzelner ausgearbeiteter Szenen. Denn es ist ein Projekt, dass ich vor Jaaahren gemeinsam mit Proschat Madani als Treatment für ein Drehbuch entworfen habe, mit dem wir sogar auf viel wohlwollendes Interesse bei einer namhaften Filmproduktion stießen. Vor einiger Zeit sind mir unsere Ausdrucke dazu wieder in die Hände gefallen und ich dachte da schon, das wäre eine nette Geschichte - und gestern Abend habe ich Proschat gefragt, ob es für sie ok wäre, wenn ich daraus einen Roman mache und sie hat ihre Zustimmung gegeben. Hurra!

Es tut gut, endlich wieder zu wissen, womit man sich wirklich die nächsten Wochen beschäftigen wird. Wenn man weiß, dass es nun nicht mehr lange dauern wird, bis meine Wordcount-Liste wieder an der Türe hängt.

Irgendwie hat das ein wenig was Odysseus'sches, diese Irrfahrt zu diesem neuen Projekt. Es ist das erste Mal in meiner Autorenlaufbahn, dass ich vor solch einer Unentschiedenheit stand. Vielleicht auch ein Zeichen, dass ich mich der Ernsthaftigkeit des Berufes annähere ...

Ach ja, "nebenbei" bereite ich auch etwas für ein wirklich tolles Erzählprojekt vor. Die Wiener Erzählerin Birgit Lehner hat ein Online-Projekt gestartet, bei dem Erzähler verschiedenster Länder Geschichten aus dem Decamerone aufnehmen und online stellen. Geduldig und ausdauernd wie ich bin, habe ich meine wohlüberlegte Auswahl nicht durch (Wieder)Lesen des Werkes getroffen, sondern mit Augen zu und Buch aufschlagen ... und habe damit eine wunderbare Geschichte "gewählt", die ich in den nächsten ein oder zwei Wochen in meiner Version aufnehmen werde. Wer also da hineinschauen möchte, dem kann ich es nur empfehlen, es befinden sich auch ein paar Nicht-Decamerone Geschichten auf der Seite.

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