Pauli und die Krippe

Achtung, kann deinen Kindern ein paar Ideen geben ...

 

Es war kurz vor Weihnachten und Pauli war verwirrt. In seiner Klasse fehlten heute drei Schüler, und eben hatte der Lehrer erklärt, die müssten daheim bleiben, weil sie mit der Grippe im Bett liegen.

Also er, der Pauli, der hatte auch eine Krippe daheim stehen, aber deswegen musste er trotzdem in die Schule und ins Bett mitnehmen durfte er die Krippe schon gar nicht. Das soll mal einer verstehen.

Als der Pauli zu Hause war, da ging er gleich zur Krippe hin.

Wie immer war er um diese Zeit allein daheim. Also nicht ganz, der Opa war da, aber der machte immer sein Mittagsschlaferl. So hatte er zumindest in Ruhe Zeit, die schöne Krippe anzusehen und nachzudenken, was an der seiner Schulkollegen wohl anders war.

Wie er da so vor der Krippe saß, da fröstelte es ihn.Wie kalt musste erst dem Jesukind sein, halbnackt in seiner zerlemperten Pampers. Maria sah auch schon etwas erfroren aus, er wusste ja von Papa, Frauen frieren immer. Außer, sie haben Wallungen.

Also nahm er Jesus und Maria in die Küche, drehte die Herdplatte auf und stellte die beiden drauf, so wie Mama am Abend das Essen für den Papa aufwärmte.

Leider ging das nicht so, wie geplant. Das Jesukind war jetzt ganz schwarz, und es roch etwas angekohlt.

Naja. Der Lehrer hatte erst letzte Woche gesagt, Afrika sei die Wiege der Menschheit, und Wiege und Krippe,das war ja fast das gleiche, dann passte das eh, wenn der Jesus schwarz war, wie die Menschen in Afrike. Viel besser sogar. Eigentlich.

Aber die Maria ... Die war geschmolzen, mehr so ein Klumpen mit Glupsch-Augen. Die musste weg, das gefiel der Mama so sicher nicht. Pauli setzte sie hinter die Krippe, denn er wusste ja, eine Mutter wollte nie weit weg sein von ihrem Kind. Aber trotzdem, vorne brauchte es schon auch eine Maria, so ein frischgebackener Vater ist ja hilflos ohne Frau.

Gottlob fand Pauli im Zimmer seiner Schwester eine Barbiepuppe. Pauli setzte sie in die Krippe. Die Krippe war wohl nicht für Barbies gemacht, sogar im Sitzen stieß sie oben am Dach an und die Beine standen raus wie Bahnschranken. Auch gut, konnte sie wenigstens gleich den Besucheranstrom regeln.

Aber dann musste er wieder an Maria hinter der Krippe denken und er bekam Sorge, dass sie vielleicht eifersüchtig sei, weil die Barbie, die hatte schon mehr Klasse in ihrem rosa Glitzerkleid als Maria in dem faden blauen Umhang, wer weiß, nicht dass Josef sich noch in die verliebte. Also stellte Pauli den Josef zur Maria hinter die Krippe, damit Maria nicht einsam sei. Aber vorne nun, eine alleinerziehende Maria? Sein Plastik Donald Duck machte sich recht gut als Josef, fand Pauli, der war ja auch so ein Pechvogel mit Kindern, die nicht seine waren.

Aber irgendetwas fehlte. Ach ja, die heiligen drei Könige! Mama stellte die immer erst zu Weihnachten dazu, aber Pauli wollte sein Werk schon jetzt vollendet sehen. In der Küche fand er drei Lebkuchenmänner, die würden gut passen. Einem fehlte bereits ein Bein, da hatte wohl Opa Hunger gehabt. Pauli setzte ihn auf ein Playmobil Motorrad, damit er nicht laufen musste. Aber die hatten ja auch Geschenke gehabt, die Heiligen Drei Könige! Gold, Einrauch und Püree! Gold hatte Pauli keines, aber in seiner Hosentasche fand er ein Zuckerlpapier, das glänzte auch golden. Und war noch ein bisschen klebrig, sodass es am Lebkuchen picken blieb. Und als Einrauch nahm er eine Zigarette vom Papa, Rauch ist Rauch, oder? Er pikste ein Loch dorthin, wo wohl beim Lebkuchenmann der Mund war, und steckte die Zigarette hinein. Täuschend echt! Das wurde sicher cool, wenn Papa die dann am Abend noch anzündete, Krippe mit Special effects. Aber Erdäpfelpüree konnte er beim besten Willen nicht auftreiben. Da musste es eine rohe Kartoffel tun. Mama und Papa würden schon verstehen, was er meinte. Der Wille zählt, sagte Papa immer.

Ja, jetzt sah das Ganze schon recht gut aus. Bis auf den Engel, wie sollte der das Jesukind beschützen, dieses Goldilock im Nachthemd? Weg damit, der konnte hinter der Krippe mit Joseph und Maria Kaffee trinken. Da machte sich doch sein Batman schon viel besser oben auf dem Dach!

Zum Schluss stellte Pauli noch ein paar Schafe dazu – naja, Schafe hatte er keine bei seinem Playmobil, und eigentlich sahen der Elefant und das Krokodil eh viel besser aus als so lahme Schafe. Die brauchten auch keine Hirten, die konnten auf sich selbst aufpassen.

Ja, nun war er zufrieden.

 

Als am Abend seine Eltern heimkamen, zeigte er ihnen stolz sein Werk.

Seine Mama war entsetzt. Ihre schöne, alte Familienkrippe! Papa fand es recht witzig, der machte gleich Photos und stellte sie auf facebook.

Nur der Pauli war unglücklich, weil er durfte noch immer nicht mit der Krippe im Bett liegen.