Die Vergangenheit der Zukunft

Das verwunschene Haus –

Ein Blick in die Vergangenheit der Zukunft

 

"Aber das dürfen wir nicht!" Adams Stimme zitterte vor Angst.

 "Ah geh, komm. Niemand sieht uns. Nur kurz schauen, hm?" Obwohl Edgar zwei Jahre jünger war als Adam, war er der mutigere der beiden.

 "Du hast leicht reden. Dein Papa hat nur ein Auge, der sieht nur die Hälfte von dem, was du machst, aber meiner hat noch beide und ich riskier keine Prügel oder Hausarrest!" Um seinen Standpunkt klarzulegen, setzte sich Adam mit verschränkten Armen auf den warmen Boden und blickte stur in die Luft.

 Edgar seufzte und setzte sich neben ihn. Auf keinen Fall würde er alleine gehen. Dieses alte Haus, das einzige, das noch nicht auseinandergenommen worden war, war voller Falltüren und Gift und Geister, er kannte die Geschichten nur zu gut. Alle Kinder kannten die Geschichten. Trotzdem … seit Tagen schlich er um das Haus herum, er hatte seit Monaten davon geträumt, hineinzugehen, er musste es einfach tun.

 Adam neben ihm rutschte unruhig hin und her. Der Boden war feucht, der Wind blies stark. "Lass uns heimgehen, hm?"

 "Bitte, Adam! Das ist die Chance unseres Lebens! Die Erwachsenen sind noch auf den Feldern, Heu sensen, deine Oma ist eingeschlafen – es gibt keinen besseren Tag als heute! Vielleicht finden wir sogar einen Schatz!"

 "Einen Schatz?" Für einen Augenblick konnte Edgar die Aufregung in den Augen seines Freundes glitzern sehen. Aber nur für einen Augenblick. "Ach was, vergiss es. Mein Papa sagt, alles, was wertvoll oder brauchbar war, ist längst aus all den alten Häusern entfernt worden, um neue zu bauen."

 "Aber nicht aus dem da! Keine Ahnung warum, aber sie haben nie etwas herausgeholt. Aber von mir aus, mach was du willst. Ich geh da jetzt rein."

 Edgar stand auf und ging langsam auf das heruntergekommene Haus zu. Seine Knie zitterten, aber er ging weiter, den Kopf hoch erhoben, seine Ohren lauschten gespannt auf ein Zeichen seines Freundes.

 "Oh Mist, ich komm mit dir. Du weißt sehr wohl, dass wir zusammenbleiben müssen."

 Das war eine der Regeln. Immer zusammenzubleiben, nie alleine zu gehen. Ihre Gemeinschaft lebte in einem kleinen Kreis selbstgebauter Häuser und Hütten, umgeben von einer weiten Ebene voller Felder, Ruinen und Nichts. Es gab wilde Tiere, die herumstreunten, aber es waren noch viel mehr die anderen Menschen, vor denen sich die Gemeinschaft fürchtete. Landstreicher hatten oft an ihre Türen geklopft, Menschen, die es nicht vernünftig durch die Schlechten Jahre geschafft hatten. Nicht so wie sie. Ihre Väter waren Permatypen gewesen, schon lange vor dem Krieg um Rohstoffe, damals in der Guten Zeit, wie sie sie nannten. Damals waren sie die Freaks gewesen, mit ihrer Permakultur-Landwirtschaft, aber jetzt waren sie die Gewinner. Sie hatten es geschafft, eine Gemeinschaft einiger gleichgesinnter Höfe zu errichten und nun, zehn Jahre nach dem Krieg, blühten sie auf. Edgars Vater sagte immer, sie wären von Anfang an erfolgreich gewesen, hätte es nicht die Landstreicher und die Kämpfe gegeben.

 

Die beiden Jungs waren Nachkriegskinder. Sie liebten es, abends rund um den Ofen zu sitzen und den Geschichten ihrer Eltern und Großeltern zu lauschen. Edgar hatte schon so manche Nacht vom Öl-Zeitalter geträumt, von jener magischen Flüssigkeit, die die Menschheit einst besaß.

 Es musste großartig gewesen sein! Sein Vater hatte ihm von Autos erzählt, nun, er hatte schon selbst Autos gesehen, aber sein Papa sagte, dass jene rostigen Hüllen im Niemandsland nur die Überbleibsel waren, nicht das echte Ding. Musste wohl so sein, weil diese Dinger sahen absolut nicht so aus wie in Papas Geschichten. Leere Kisten, nichts darin. Aber Papa sagte, einst hatten sie Räder und wenn man etwas von dem Zaubertrank hineingab, dann fuhren sie von selbst. Sie hatten sogar Sitze für den Fahrer, die selben gemütlichen Sessel wie Tante Klara in ihrem Wohnzimmer hatte. Und lustig geformte Fenster, Windschutzscheibe hießen die. Wie jenes, das Tante Sarah als Oberlicht benutzte – das musste man sich vorstellen, Menschen, die in selbstfahrenden Kisten saßen mit einem Oberlicht vor der Nase! Verrückt, nicht?

 Und wenn man den Zaubertrank nicht in die Autos goss, konnte man ihn auf den Boden leeren und er formte eine Straße, eine harte Oberfläche, die nicht total schlammig wurde, wenn es regnete. Rund um ihre Gemeinschaft gab es Schotterwege, die waren auch in Ordnung. Nur sehr schmerzhaft, wenn man vom Rad fiel. Papa sagte, Straßen waren auch schmerzhaft.

 Aber der Zaubertrank konnte noch mehr. Die Menschen nutzten ihn für alles. All diese Plastikflaschen, die seine Eltern gesammelt hatten, sie waren aus dem Öl gemacht. Es konnte seine Form verändern, wie es wollte. Fest, flüssig, rund, eckig. Es war wohl so etwas wie ein Gott. Edgar hatte sich immer gefragt, was die Menschen wohl getan hatten, dass der Ölgott so wütend wurde, dass er sich von dem Planeten zurückgezogen hatte. Normalerweise bemühte Edgar sich, brav zu sein, so dass vielleicht, wenn er sehr brav war, eines Tages der Ölgott zurückkäme. Aber nicht heute. Er wusste, ganz tief drinnen, dass er in dieses Haus hinein musste. Das war sein Schicksal. Dieses Haus hatte ein Geheimnis, ganz bestimmt. Er hatte gehört, wie seine Mama zu seinem Papa gesagt hatte, dass sie dieses Haus abreißen mussten, ehe die Kinder rankämen. Dass es das Haus schwer machte, die Kinder glauben zu lassen, dass ihr Leben nun normal wäre. Nun, es war normal, oder? Andererseits, Mama mochte es auch nicht, wenn Papa Geschichten von der Guten Zeit erzählte. Sie bestand immer darauf, dass jetzt gute Zeiten waren. Sicher, das waren sie, aber diese alte Zeit war anziehend.

 

Die Tür war nicht verschlossen. Sie schoben sie vorsichtig auf. Horchten. Alles war still.

 "Bist du sicher, dass es keine Geister da drinnen gibt?" Adam klammerte sich an seinen Arm.

 Edgar war sich absolut nicht sicher, aber er würde einen Geist nicht sein Abenteuer ruinieren lassen. "Blödsinn. Hast du nicht zugehört? Geister schlafen tagsüber, sie hassen das Sonnenlicht!"

 Es war im Haus sogar noch wärmer als draußen. Schweiß tropfte Edgars Rücken hinunter. Er stand nur da, einen Schritt hinter der Türschwelle, und versuchte, alles aufzusaugen, was er sah und roch. Es war ein eigenartiger Geruch. Ihr Haus war aus altem Zeug gemacht, Material von den anderen, verfallenen Häusern, kombiniert mit natürlichen Materialien wie gestampftem Lehm. Aber dieses Haus – es roch aufregend! Nach Staub und Plastik, nach unbekannten Stoffen.

 "Sieht ziemlich normal aus, findest du nicht?"

 Ja, Edgar musste zugeben, er hatte sich mehr erwartet. Dieses Haus war gar nicht so anders als ihres. Sie konnten das Wohnzimmer sehen. Sesseln. Ein Tisch. Keine Möbel, die in der Luft schwebten und ganz anders aussahen als ihre. Dennoch, irgendwo musste hier drinnen ein Schatz sein.

 Und dann fanden sie die Küche.

 "Schau, cool!" Die Küche sah ganz anders aus, als was sie kannten.

 "Wie haben die gekocht? Wo ist der Ofen?"

 Sie sahen sich um, öffneten alle Türen der Unterschränke. Aber es gab nirgends einen Platz, um ein Feuer zu machen. Adam, als der Ältere, hatte eine Erklärung. "Vielleicht haben sie immer den SOKO benützt, den Solarkocher. Vielleicht gab es damals keine dunkle Jahreszeit."

 "Sie hatten auf alle Fälle komische Kästen, findest du nicht? Schau dir mal das an!"

 Edgar öffnete eine Klappe. Dahinten befanden sich eigenartige Plastikdrähte, die ein paar Teller und Gläser festhielten. "Mama würde gewiss gerne so einen Kasten für ihr Geschirr haben! Schau wie cool, man kann es herausziehen!" Der Junge zog den oberen Korb ein Stück heraus, es quietschte leise. Vorsichtig nahm er eines der Gläser. "Das nehme ich mit, das macht Mama bestimmt Freude."

 "Spinnst du? Dann fragen sie, wo du das her hast! Und dann, hm? Was sagst du dann? Vom verwunschenen Haus, weil ich dort war, obwohl es verboten ist?"

 Edgar seufzte, aber er stellte das Glas zurück. Es war so ein hübsches Glas, mit einem lustigen Bild darauf von einem gelben Mann mit drei Haaren. Papa hatte ihm nie erzählt, dass die Menschen früher gelbe Haut gehabt hatten und so eine hohe Stirn. Vielleicht lag es an der Strahlung von all den lecken Atomkraftwerken, dass ihre Haut nun so blassbraun war?

 Adam lenkte seine Aufmerksamkeit vom Geschirr weg.

"Schau mal da!"

 Er war auf einen Sessel geklettert, um einen kleinen Kasten mit Knöpfen auf einer Seite zu inspizieren. Wenn man auf den größten Knopf drückte, öffnete sich die Türe von selbst. Es war sogar noch etwas Essen darin, irgendeine vertrocknete, unkenntliche Masse auf einer runden Glasplatte. "Schau, es dreht sich!"

 "Oh, ich weiß, was das war! Damit haben die den Salat geschleudert! Anstatt ihn in ein Geschirrtuch zu stecken und rumzuschleudern, hat man ihn da reingesteckt, den Knopf gedrückt und dann drehte er sich wie verrückt. Ich bin sicher, so war das." Edgar war sehr stolz auf sich. Auch wenn er erst sieben war, er war verdammt klug.

 Dann entdeckten sie die Abwasch. "Wo ist die Pumpe? Da ist kein Hebel, um das Wasser raufzupumpen."

 Adam drehte an der Armatur. "Cool. Das ist viel leichter als pumpen, die hatten eine Drehpumpe!"

 "Aber da kommt kein Wasser."

 "Dummkopf, der Brunnen ist sicher längst ausgetrocknet."

 "Und wo ist der Kübel? Da ist kein Kübel unter der Abwasch. Wo fließt das Wasser dann hin?" Er hatte den Schrank unter der Abwasch geöffnet und starrte die Rohre an.

 "Also echt, du bist voll der Dummkopf. Meinst du, wenn die eine automatische Salatschleuder hatten, dann haben die ihr Wasser selbst in den Garten hinausgetragen? Die hatten automatische Bewässerung, das Rohr führt sicher in den Gemüsegarten und bewässert die Beete."

 "Dann hatten die aber keine kalte Jahreszeit, weil sonst würden die Rohre einfrieren, so wie damals, als Papa versuchte, unser Abwasser mit einem Rohr in den Garten zu leiten."

 "Das erzählen sie uns doch immer. Dass es da was gab namens Erderwärmung. Ich glaub, das hatte mit dem magischen Trank zu tun, die konnten das nutzen, um den ganzen Planeten schön warm zu halten, damit sie das ganze Jahr ernten konnten. Als meine Oma sechzig wurde, da hat ihr mein Papa eine Dose Ananas geschenkt, von irgendwoher. Oma hat geweint. Sie sagte, damals konnte man das ganze Jahr über Ananas bekommen, und jetzt nicht mehr. Und Mama sagt, Ananas wachsen nur, wo es sehr warm ist, also, logisch, es muss das ganze Jahr über warm gewesen sein."

 "Nein, das glaub ich nicht. Das Haus ist nicht für Sommer gebaut, schau dich um. Es gibt keine Bäume, die ihm Schatten spenden. Und keinen Überhang im Dach, um die Sonne draußen zu halten."

 "Das haben die nicht gebraucht. Die hatten ihren Zaubertrank und konnten jede Temperatur machen, die sie wollten. Mein Opa hat mir erzählt, sie hatten etwas, das hieß Klimaanlage. Man konnte die Temperatur der Luft ändern, im Haus. Vielleicht auch draußen, keine Ahnung. Ihr Gott gab ihnen alles, was sie wollten, wann immer sie wollten, die mussten nicht auf einen kühlen Wind warten oder ihr Haus beschatten oder heizen. Opa sagt, sie mussten nur auf Knöpfe drücken. Deshalb sind manche von ihnen ja auch so fett geworden, die saßen nur da, drückten Knöpfe und ihr Gott stopfte Essen in sie rein."

 "Wow, das wäre cool. Stell dir nur vor, die Erdäpfel hüpfen einfach aus dem Boden in den Topf, weil du einen Knopf drückst."

 "Ich frag mich, warum ihr Gott wütend wurde. Vielleicht haben die Leute ihn nicht genug geehrt."

 "Mama sagt, sie wurden zu gierig."

 Sie waren ins Schlafzimmer gewandert.

 "Was ist das?"

 "Was für ein blödes Bild. Wer hängt sich ein Bild auf, das ganz schwarz ist? Wie deprimierend. Genau vor dem Bett. Stell dir vor, du wachst in der Früh auf und das erste, was du siehst, ist dieses riesige schwarze Bild. Wussten die denn nicht, dass Farben deine Laune beeinflussen?"

 "Vielleicht ist es kaputt. Vielleicht war das sowas wie ein magischer Spiegel. Vielleicht musste man etwas von dem Zaubertrank draufspritzen und es sagte dir die Zukunft voraus, damit du beim Aufstehen wusstest, wie dein Tag werden würde."

 Unter dem Bild stand eine schwarze Kiste auf einer Kommode. Adam begann sogleich, auf den Knöpfen herumzudrücken.

 "Das tut ja gar nichts."

 Edgar öffnete eine der Laden der Kommode und nahm eine silberne Scheibe heraus.

 "Wow, schau, wie schön das glänzt! Was ist das?"

 Adam griff nun auch in die Lade und zog noch mehr von den glänzenden Dingern heraus.

 "Ich habe noch nie etwas so Schönes gesehen! So glatt, so glänzend! Schau, es macht Regenbogen auf die Wand, wenn man die Sonne drauf scheinen lässt!"

 Edgar verglich die Scheiben.

 "Schau, auf einer Seite haben die verschiedenen Farben. Und Buchstaben – du lernst doch schon lesen, lies das!" Er schob einige Scheiben in Adams Hände.

 Adam bemühte sich, aber er konnte die kunstvollen Schriften nicht entziffern.

 "Mist. Ich sollte besser aufpassen, wenn Mama mir was beibringt … aber das da, das ist eine Eins. Und hier eine Zwei. Das könnte eine Zehn sein."

 Ein plötzliches Grinsen der Erleuchtung breitete sich auf Edgars Gesicht aus.

 "Das ist ihr Geld! Erinnerst du dich nicht? Ihr zweiter Gott! Man konnte für diese – Münzen, Münzen hieß das! - alles bekommen, was man wollte. Man musste nicht tonnenweise Fleisch oder Leder oder was auch immer rumschleppen, um zu tauschen, man hatte nur diese glänzenden Münzen und jeder gab dir dafür, was du brauchst. Oh Mann, ich hatte keine Ahnung, dass Geld so schön gewesen ist! Und alle sind unterschiedlich – wahrscheinlich steht auf der bunten Seite, was man dafür bekam. Adam, das ist der Schatz! Wir sind reich!"

 Er tanzte glücklich durch das Zimmer. Papa hatte ihm von Geld erzählt, und davon, dass während des Kriegs um Rohstoffe der Große Diktator, dem die fünf mächtigsten Firmen des Planeten gehört hatten, alles echte Geld abgeschafft hatte, verboten hatte, mit Münzen zu zahlen, sodass sie etwas nutzen mussten, das Plastikkarte hieß oder Handy. Aber wer auch immer in diesem Haus gelebt hatte, hatte nicht gehorcht. Er hatte all diese Münzen in seiner Lade versteckt, kein Wunder, sie waren so schön, wer könnte so etwas weggeben?

 Edgar öffnete rasch die anderen Laden, aber sie enthielten nur etwas Gewand. Aus eigenartigem Material, nicht wie die alten Hemden, die er hatte, oder die handgesponnenen Stoffe, die seine Mutter aus Wolle machte. Er presste das sperrige Material gegen seine Nase und schnüffelte. Roch so gar nicht nach Schaf. Roch – eigenartig. Wie eine Mischung aus Plastikflasche und Adams Mutter. Fühlte sich auch ein wenig wie Plastik an. Obwohl es wie glänzendes Leder aussah, sehr glänzendes, rotes Leder. Er legte es auf das Bett, das mit einer glänzenden Decke überzogen war. Die Menschen mochten früher wohl glänzende Dinge. Beide Jungen starrten das eigenartige Kleidungsstück an, aber es war ihnen nicht klar, wie man es trug.

 "Das ist nur ein breiter Gürtel. Das ist es, ein breiter Gürtel."

"Nö." Edgar schüttelte den Kopf. "Ein Gürtel hat oben keine Beulen. Und komische Bänder, die runterhängen. Wer braucht bei einem Gürtel vier Bänder und Beulen?"

 Er ließ das Kleidungsstück auf dem Bett und suchte nach einem besseren Behälter für seinen Schatz.

 Schließlich zog der den Bezug vom Kopfpolster ab.

 "Du kannst diese Münzen nicht mitnehmen, Edgar! Deine Eltern werden wütend!"

 "Sie werden es nie erfahren. Ich versteck es, sie finden es nie. Ich lasse diesen Schatz nicht hier!"

 "Aber das ist heute gar nichts mehr wert! Man kann nicht mehr mit Geld zahlen."

 "Na und? Ich will es haben. Es ist wunderschön. Nur zum Anschauen."

 "Dann nimm nur eine. Oder zwei. Nicht so viele. Du kommst nur in Schwierigkeiten."

 Edgar setzte sich auf den Boden. Adam hatte recht. Er wäre in großen Schwierigkeiten, wenn jemand herausfand, dass sie hiergewesen waren. Aber die Münzen waren so schön! Wenn sie nur kleiner wären, dann könnte er sie besser verstecken.

 Adam wurde langsam nervös.

 "Komm schon, Edgar. Du hast gesagt, nur kurz schauen. Oma wacht bestimmt bald auf, wir müssen zurück. Vielleicht können wir ein andermal wiederkommen."

 Edgar seufzte. Er steckte drei der Scheiben in seine Hosentasche. Eines Tages käme er wieder, ganz bestimmt. Es gab noch so viel mehr zu erkunden. Aber Adam hatte recht. Besser rechtzeitig zu Hause als Hausarrest für eine Woche.

 

Am selben Abend sah Edgars Vater die Fussspuren vor dem verwunschenen Haus. Er drehte sich zu seinem Bruder um, der neben ihm ging.

 "Anscheinend haben die Jungs Mut gefasst. Jetzt müssen wir das Haus wohl wirklich abreißen."

 "Ach Mist. Wie schade."

 Sie setzten sich auf die Couch im Wohnzimmer, starrten auf den Flachbildschirm, der an der Wand hing. Adams Eltern und Großeltern kamen bald darauf hinzu. Es war ihr übliches Freitag Abend Ritual, dem nur Edgars Mutter nie beiwohnte. Sie wanderten durch das Haus, nahmen Geschirr aus dem Geschirrspüler und stellten es wieder hinein, saßen vor den kaputten Bildschirmen, seufzten und dachten an die Guten Zeiten.

 Neugierig, wo die Jungs überall gewesen waren, ging Edgars Vater durch alle Räume. Er fand die DVDs auf dem Boden im Schlafzimmer verstreut, unterhalb des zweiten Flachbildschirms, und die sexy Latex-Korsage, die seines Wissens nach Adams Mutter manchmal trug, wenn sie das Haus für eine Nacht nutzten.

 "Mist", sagte er. "Wir müssen das Haus wirklich abreißen."

 

Und so wurde die Vergangenheit schließlich zum Mysterium.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Marianne Reitbauer (Samstag, 28 März 2020 18:38)

    Liebe Marion
    Danke für deine inspirierenden Geschichten.
    habe gerade deine 2 Orcas Bücher mit großer Freude gelesen. Und freue mich schon auf den 3. Band.
    Herzlichst
    Marianne
    begeisterte E-Book Leserin