Es gibt so Tage ...

 

 

 

Den Computer aufdrehen. Emails checken. Mist, nichts Wichtiges, das der sofortigen Bearbeitung bedürfte.

 

Das Schreibprogramm mit dem aktuellen Roman öffnen. Dauert immer eine Weile. Die Zeit zum Klo gehen nützen, man ist ja effizient.

 

Am Bett vorbeigehen. VORBEI gehen. Andererseits – nein. Aber die Bettwäsche könnte man mal wieder waschen. Abziehen, Waschmaschine einschalten.

 

Sich an den Computer setzen. Immer noch keine wichtigen Emails. Facebook checken. Nur ganz kurz. Könnte ja sein, dass wer im messenger ...

Hund hinauslassen. Eigentlich verdient er einen Spaziergang. Gassi gehen. Frischluft ist gesund, regt das Gehirn an.

Wieder an den Schreibtisch setzen. Jetzt aber. Konzentration. Motivation. Telefon.

Könnte wichtig sein ... ist es nicht, aber wenn man einander schon am Hörer hat ... Jetzt muss ich aber, sorry, wir hören uns ...

 

Auf das gestern Geschriebene starren. Zwei Tippfehler entdecken. Ausbessern. Einen Blick aus dem Fenster werfen. Sehen die Blumen auf der Terrasse nicht so aus, als bräuchten sie Wasser?

 

Lebewesen gehen vor. Hinausgehen. Gießen. Wenn man schon mal draußen ist, könnte man auch nach den Tomatenpflanzen sehen. Alles in Ordnung mit denen. Nicht mal Seitentriebe zum Ausgeizen. Dastehen und in die Landschaft starren. Auch wichtig. Gedanken auslüften. Ist ja fast meditativ, nicht? Vielleicht ein wenig Yoga machen ...

 

Nein. Hineingehen. Hinsetzen. Auf den Zettel an der Wand starren. “Make it a habit”. Apropos. Ich hatte noch gar keinen Tee heute. In die Küche gehen. Wasserkocher aufstellen. Der Kühlschrank könnte auch mal wieder ausgemistet werden. Ein Glas Pfefferoni herausnehmen und überlegen, wie lange die schon da hinten stehen. Ob die noch gut sind? Der Wasserkocher pfeift. Kühlschrank muss warten.

 

Tee aufgießen. Warten, bis er gezogen ist. Dabei nachdenken. Ob die Küche besser aussieht, wenn ich die Unterschränke neu streiche? Und wenn, welche Farbe? Sollte man googeln, gibt sicher was im Fengshui, welche Farben in der Küche … nein, kein Internet in der Arbeitszeit. Die ist zum Schreiben da.

 

Aber Emails sollte man noch mal schauen. Nicht, dass der Typ wegen der Lesung sich meldet und dann zu lange auf Antwort warten muss ...

 

Teesieb rausnehmen, in den Kompostkübel entleeren. Der auch entleert gehört. Raustragen zum Komposthaufen. Oh, eine Hornisse auf einem Apfelstrunk! Wie schön! Zurück ins Haus, Handy holen, Fotos machen. Gleich posten? Nein, Arbeit geht vor.

 

An den Computer setzen. Kompostkübel draußen vergessen. Holen gehen.

 

An den Computer setzen. Das Gestern Geschriebene noch einmal lesen. Schlecht finden. Mit dem Finger über der Delete Taste schweben. Andererseits – erst mal stehen lassen. Löschen kann man immer noch. Jetzt mal weiterschreiben.

 

Na bitte, der erste Satz flutscht ja nur so aus den Fingern. Der Zweite steht schon in den Startlöchern.

 

Ein Auto hält vor dem Haus. Der Schulbus. Ich hab noch nicht mal Mittagessen gekocht.

 

Ja, es gibt so Tage … da gibt es eben belegte Brote zu Mittag, weil Mama so viel arbeiten musste ...

 

Zum Glück gibt es auch andere. Wo noch im Halbschlaf die ersten Ideen durch den Kopf schießen, die man beim morgendlichen Hundespaziergang ausweitet und kaum daheim in die Tasten tippt. Wo alles nur so flutscht.

 

Wenn ich nur wüsste, woran es liegt ... bestimmt am Wetter. Oder am Mond. Den Sonnenstürmen oder Sternen. An mir doch ganz sicher nicht ... ;-)

 

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