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Köpferollen ...

 

Die Kelten hätten Menschenopfer darbegracht. Die Kelten hätten ihren Feinden die Köpfe abgeschlagen und in Zedernholz eingelegt oder vor ihrer Türe aufgehängt. Solche Behauptungen liest man immer wieder. Tatsache ist, wir wissen es nicht. Tatsache ist, es finden sich Hinweise dafür. Aber diese ließen sich auch anders deuten. Wie so vieles bei den Kelten. Und wie so oft kann wohl auch bei einer "Kultur" (denn ein Volk mit einem Herrscher waren sie ja bei weitem nicht) nicht von ein oder zwei Funden, von ein oder zwei Textstellen ihrer Feinde, auf alle geschlossen werden. Wir wollen ja auch nicht von einem Mr. Trump auf alle Amerikaner schließen …

 

Tatsache ist aber auch, dass es Funde gibt, die auf Menschenopfer schließen lassen. Ich habe selbst eine Höhle gesehen, vor der in einer Schlucht ungewöhnlich viele Menschenknochen gefunden worden waren.

ABER: Wir haben keine Ahnung, warum diese Menschen geopfert wurden. Oder wer diese Menschen waren. Wurden Unschuldige geopfert, um die Gunst der Götter zu erbitten? Oder waren es Verbrecher, die auf diese Weise hingerichtet wurden? (Wir mögen gegen die Todesstrafe sein, aber sie ist in vielen – durchaus auch als zivilisiert geltenden – Ländern auch heute noch eine Tatsache, es steht uns also nicht zu, dies zu verurteilen.) Vielleicht waren es auch freiwillige Opfer, Menschen, denen das Wohlergehen ihres Stammes weit wichtiger war als ihr eigenes Weiterleben. Wir wissen es nicht.

 

Was für eine Autorin ja wunderbar ist.

 

Ebenso bei dem Thema Kopfkult: Wir "wissen" aus Berichten, dass sie den Feinden den Kopf abhackten und ihn bei bedeutenden Feinden in Zedernöl einlegten, um ihn aufzubewahren. Es gibt Stelen mit Ausnehmungen, in die wunderbar ein abgehackter Kopf passt. Wer weiß aber, ob dies die Köpfe der Feinde waren? Auch die Christen haben Gebeinhäuser, bewahren in ihren Kirchen den 20. Finger eines Heiligen auf. Vielleicht wurden in diesen Stelen oder im Zedernöl ja die Köpfe ihrer weisesten und geachtetsten Männer aufbewahrt? Wir wissen aber auch, dass Krieger auch in moderner Zeit durchaus zu Taten fähig sind, die einem Außenstehenden als absolute Greueltat erscheinen (und auch objektiv gesehen solche sind …). Wir haben alle die Bilder gesehen, wo Gefängniswärter mit ihren gequälten und gedemütigten Opfern wie mit Jagdtrophäen posierten … Die Kelten also zu einem friedliebenden Hippie-Völkchen zu verklären, wie es teilweise gerne geschieht, kann auch nicht die Lösung sein.

 

(Und wie gesagt, sie waren nicht ein Volk. Was einem Stamm Standard war, war für einen anderen vielleicht unvorstellbar.)

 

Als Schreiberling weiß ich um die Macht des Wortes (und die ist auch Thema in meiner neuen Keltenserie), ich weiß aber auch genug um die abstrusen Fantasien, die Autoren aufs Papier bringen, sodass "Berichte" von Zeitgenossen der Kelten für mich persönlich das am wenigsten glaubhafte Beweisstück sind. Und das betrifft nicht nur die Kelten, sondern jede Epoche. "Fake News" ist ja keine neue Erfindung. Und die Tatsache, dass viele Quellen dasselbe behaupten, muss auch noch nicht viel heißen – denn nicht jeder hat das Thema/die Neuigkeit selbst erlebt und erforscht, viele schreiben einfach "Tatsachen" ab.

 

Für meine Bücher, die in der Keltenzeit spielen, habe ich beides sehr wohl übernommen. Den Kopfkult und die Menschenopfer. Sie geben dramaturgisch einfach etwas her. Die vielen Schwertfunde (ob verbogene Opfergaben oder vollständige Grabbeigabe), die es gibt, beweisen, dass die Kelten ein kriegerisches und wehrhaftes Volk waren. Sie werden ihre teuren Waffen nicht nur zur Zierde getragen haben. Das macht sie vielleicht für vegane Pazifisten zu schlechten Menschen. Ich finde, es macht sie einfach zu Menschen, die in einer bestimmten Epoche unter bestimmten Umständen lebten.

 

Randbemerkung: Ich bin Autorin, keine Historikerin, Archäologin oder Zeitreisende (das wäre spannend ...), ich gebe in meinem Blog einerseits nur meine Meinung weiter und andererseits Wissensbissen, die ich im Zuge meiner Recherchen für meine Keltenromane aus den verschiedensten Quellen zusammengetragen habe. Da ich jemand bin, der sich zwar Informationen und Geschichten merkt, aber nicht wissenschaftlich arbeitet, verzeiht bitte, dass ich (meist) keine Quellenangaben mache, schon gar nicht zu Wissensbissen, die man in vielen Quellen findet.

 

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