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Die Bögen der Kelten

Fast fällt es mir schwer, nun über die Kelten zu schreiben, weil ich gerade am dritten Band meiner Orcas Island Trilogie arbeite und daher geistig eher im Jahr 2006 als 38 vor Christus weile ...

Für meinem Roman "Der Bogen des Smertrios" habe ich mich mit dem Beruf des Bogenbauers auseinandergesetzt. Das ist natürlich kein Zufall gewesen, da mein Mann Bogenbauer ist (die Inspiration zu Büchern liegt eben oft vor der Haustüre. Oder hinter, in diesem Fall).

Viel wissen wir - wie bei so vielen Dingen der Kelten - nicht über deren Bögen. Über die ihrer Zeitgenossen, der Römer und Hunnen, schon mehr. Bei diesen beiden Völkern waren sogenannte Kompositbögen in Verwendung, kurze, geschwungene Bögen, die ideal für die Verwendung zu Pferde waren und aus mehreren Lagen Material bestanden. Meist aus einem Kern aus Holz (der manchmal wegfiel), der auf der einen Seite mit Horn und auf der anderen mit einem Belag aus Tiersehnen beklebt war. Geschützt wurde dies dann noch mit einer Schicht Rinde.

Bei den Kelten geht man aber aufgrund marginaler Fundstücke eher von Langbögen aus, Bögen, die aus einem Stück Holz gefertigt wurden und nicht (so) geschwungen waren.

Nun sind Kompositbögen viel empfindlicher im Schussverhalten und schwieriger (und viel langwieriger) in der Herstellung und man könnte annehmen, sie seien die höherwertige Variante. Aber eigentlich ist dem nicht so. Es ist anzunehmen, dass man auf den mehrschichtigen Aufbau dieser Bögen kam, weil es kein brauchbares Basismaterial (also Holz) in den Steppenlandschaften des Ostens gab. Und für ein Volk von Kriegern ist es natürlich sinnvoller, Bögen zu besitzen, die nicht lange für ihre Herstellung brauchen. Auch wenn so ein Bogen lange hält, in Kämpfen und bei Regenwetter können sie doch rasch an Leistung verlieren. Ein Vollholzbogen kann in einem Tag gebaut werden, ein Komposit braucht aufgrund der Trocknungszeiten des Leims (damals Fischleim) bis zu einem Jahr.

Der Vorteil der kurzen Bögen zeigt sich in ihrem auch heute gebräuchlichen Namen: Reiterbogen. Ein langer Bogen ist auf dem Pferd unhandlich.

Heute bekommt man "ungarische Reiterbögen" "Hunnenbögen" und ähnliches oft auch auf Mittelaltermärkten, meist billige Chinaware aus Glasfiber, das mit (Kunst)Leder umwickelt wird.

Da gefallen wir die Vollholzbögen schon besser. Und sie können auch heute noch mit genau den gleichen Werkzeugen hergestellt werden, die wohl schon die Kelten nutzten: ein Zugmesser, eine Raspel und Schleifmaterial (heute Schleifpapier, damals wohl Büschel von Zinnkraut).

Auch das ist etwas, das mich an den Kelten so fasziniert: vieles, was in ihrer Zeit an Handwerkskunst entstand, wurde jahrhundertelang mit nur wenig Veränderung so praktiziert. Wir sind ihnen also gar nicht so fern ...

Fotos zu Bögen findet ihr auf der Homepage meines Mannes: www.meinbogen.at

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