Wenn wir unser Kelten-Wissen auf Asterix und Obelix reduzieren, dann haben die Kelten sich großteils von Wildschwein ernährt … eines der Dinge, in denen die genialen Comix nicht ganz korrekt sind. Die Jagd spielte offenbar weniger Rolle, als wir glauben.
Aber versetzen wir uns einmal an einen keltischen Mittagstisch. Nun, dann scheitern wir schon einmal daran, dass wir gar nicht wissen, ob sie Mittags aßen. Ob es wie heute üblich eine Einteilung in Frühstück, Mittagessen und Nachtmahl gab und was davon die Hauptmahlzeit war (eine Kaffeejause können wir zumindest ausschließen, da Kaffee in Europa noch nicht bekannt war).
Aus Berichten können wir davon ausgehen, dass wir am Boden sitzen würden, auf Fellen zumeist. Der Tisch wäre dementsprechend niedrig und ich kann nicht verhindern, dass mir dabei die Bilder der japanischen Esskultur in den Sinn kommen.
In ärmlicheren Haushalten wäre wohl, wie auch noch Jahrhunderte später, Eintopf eines der Standardgerichte. Fleisch wäre darin nur Beigabe, der Hauptbestandteil Getreide, Linsenfrüchte und Gemüse. Das im Süden Österreichs auch heute noch bekannte Ritschert war in gewisser Weise auch damals schon bekannt, auch wenn mit einer anderen Art von Bohnen. Denn viele der uns heute bekannten Lebensmittel gab es in Europa noch gar nicht, allen voran all jene, die erst durch die "Entdeckung" Amerikas zu uns kamen, wie Mais, Tomaten, Indianerbohnen, Erdäpfel etc. (wobei ich schon einige im Frühmittelalter spielende Romane gelesen und Filme gesehen habe, in denen Leute am Pranger mit faulen Tomaten beworfen wurden … das waren dann wohl die Wikinger, die da schon unterwegs waren …)
Was gab es also? Gerste, Emmer, Einkorn, Hirse, Dinkel (und damit aßen sie wohl meist wesentlich variantenreicher Getreide als wir mit Weizen und Roggen), Puff-Bohnen, Erbsen und Linsen, Zwiebeln, Lauch, Rüben. Kümmel war ein beliebtes Gewürz (auch im Bier) und (Schlaf-)Mohn war schon seit sehr langer Zeit in Verwendung (und ich bin sicher, nicht nur als Bestreuung auf Mohnweckerln …). Bestimmt wurden auch Baumblätter und -Früchte gegessen, wie Buchenblätter (die sind im Frühjahr ein herrlicher Salat) und Bucheckern, Lindenblätter etc. Und natürlich Haselnüsse. Es gab (Wild-)Obst wie Äpfel und Zwetschken, wenn auch kleiner als heute, verschiedene Beeren, Mispeln. Überhaupt sahen die Kelten gewiss dort, wo wir nur Wald und Wiese sehen, ein großes Sortiment an Speise- und Medizinpflanzen. Löwenzahn, Brennnessel, Giersch, Schafgarbe … die Liste ist lang. Und Pilze nicht zu vergessen!
Dazu hielten sie Tiere. Schweine, Kühe, Schafe, Ziegen, Bienen. Hühner kamen erst etwa 100 v.Chr durch die Römer über die Alpen, hat mir mal jemand gesagt. Eierspeise war also kein Standardfrühstück. Schafe, Kühe und Ziegen gaben Milch, sodass es auch Käse gab (in Hallstatt nachgewiesen im Bergwerk) und ich schätze mal auch Joghurt und natürlich die bei der Käseherstellung anfallende Molke.
Geschlachtet wurde wohl wie noch jahrhundertelang üblich hauptsächlich im Spätherbst (außer für wichtige Opferungen). Erstens war dann das Wetter kühl genug, dass man bei der Verarbeitung des Fleisches nicht so viel Stress hatte (das meiste wurde mit Salz haltbar gemacht) und zweitens ist der Winter so und so eine Zeit, in der man nicht unnötig Tiere durchfüttern möchte. Unser Martinigansl kommt nicht von ungefähr im November …
Für die einfache Bevölkerung stand Fleisch dennoch wohl nicht allzu oft auf dem Speiseplan. Es dauert, bis Tiere schlachtreif sind. Eine Kuh oder ein weibliches Schaf werde ich vorzugsweise möglichst lange als Milchlieferant nutzen und erst schlachten, wenn es zu alt ist, um da noch produktiv zu sein (vergiss also Lammkotelett, was für eine Verschwendung von Leben, Milch und Wolle). Stiere können sich im Ackerbau nützlich machen beim Pflug-ziehen oder Wagen-ziehen, aber ein Widder sah wohl eher einem frühen Ende entgegen als seine Schwester. (Es ist ein auch heute noch übliches Dilemma in der Landwirtschaft, ich habe meist Nachwuchs im Verhältnis 50:50 an Männchen und Weibchen, brauche aber meist nur ein Männchen um viele Weibchen zu befruchten … Wir wollen dies nun nicht in irgendwelche philosphischen Diskussionen über Menschen und den Geltungsdrang mancher Männer ausarten lassen …).
Jagen war, wie schon anfangs erwähnt, daher gar nicht so nötig. Und es war wesentlich einfacher und ungefährlicher, eine zahme Sau zu schlachten, als mich im Wald einem Wildschwein zu stellen. Bei Festen gab es Fleisch dann als Braten und da stand dem mutigsten oder hochrangigsten Krieger das beste Stück zu - es soll schon Kämpfe bis zum Tod darüber gegeben haben, wer denn nun der beste Krieger der Runde war ...
Wir wissen auch aus Funden, dass die Kelten durchaus einen süßen Zahn hatten. Es wurden Reste von sogenannten "Keltenkringeln" gefunden, einer Art Keks aus Haselnüssen, Mehl und Honig. Was das Triebmittel war, lässt sich leider nicht mehr nachweisen, aber da die Kelten groß im Bierbrauen waren, läge die Bierhefe nahe.
Gekocht wurde am offenen Feuer, in Eisen-, Kupfer- oder Tongefäßen. Möglicherweise hing der Eintopf den ganzen Tag über dem Feuer, um jederzeit hungrige Familienmitglieder oder Gastfreundschaft beanspruchende Wanderer zu versorgen, und wurde nur laufend mit Wasser aufgegossen und aufgefüllt. Manche reden auch von der "ewigen Suppe", die selbst dann noch nach Fleisch schmeckte, wenn man schon seit Tagen nur Rüben zugefügt hatte … Da das Feuer sowieso immer brannte, wäre das durchaus vorstellbar.
Ein großes Thema ist natürlich Brot. Ich habe da so meine Zweifel, dass das wirklich das "täglich Brot" war. Zwar erfanden die Kelten die Handmühle, davor jedoch und selbst mit Handmühle ist die Mehlherstellung extrem zeitaufwändig und anstrengend. Wir haben oft im Keltendorf am Kulm erlebt, wie sehr SchülerInnen verzweifelten, wenn sie Getreide mahlen durften. "Das ist ja nie genug!" - "Ich mag nicht mehr knien!" - "Das ist sau anstrengend, wieso haben die das nicht im Supermarkt gekauft?". Da ist die Verwertung im Eintopf wesentlich einfacher: Getreidekörner rein, mitkochen lassen, essen. Schön weich und gut verdaulich. Als Brot: Getreide mahlen, Abrieb vom Mahlstein mit eingeschlossen, Teig ansetzen, gehen lassen, backen. Nachteil: Anstrengung und Abrieb vom Mahlstein, der mir die Zähne ruiniert. Vorteil: haltbar und ideal für unterwegs. Dementsprechend denke ich, dass Brot Reisenahrung war oder ein Zeichen von Luxus – seht, ich kann mir die Zeit leisten. Oder die Sklaven, die es für mich machen. Aber das ist meine Ansicht, vielleicht liege ich da auch falsch. Falls ich mit diesen Gedanken jedoch recht habe, erhält auch die Bibelstelle vom "täglichen Brot" eine andere Bedeutung. Weil dann bitte ich eigentlich nicht um eine Grundversorgung, sondern um meinen täglichen Luxus … so als würde ich heute sagen: "unser tägliches Sushi gib uns heute". Aber ich geb zu, wir Autoren sehen die Dinge oft durch eine schiefe Brille ...
Randbemerkung: Ich bin Autorin, keine Historikerin, Archäologin oder Zeitreisende (das wäre spannend ...), ich gebe in meinem Blog einerseits nur meine Meinung weiter und andererseits Wissensbissen, die ich im Zuge meiner Recherchen für meine Keltenromane aus den verschiedensten Quellen zusammengetragen habe. Da ich jemand bin, der sich zwar Informationen und Geschichten merkt, aber nicht wissenschaftlich arbeitet, verzeiht bitte, dass ich (meist) keine Quellenangaben mache, schon gar nicht zu Wissensbissen, die man in vielen Quellen findet.
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