JUNI 2025

Die Schule der Tiere

 

 

Hier gibt es das VIDEO zur Geschichte. 

 

Es war einmal vor langer Zeit, da beobachteten die Tiere die Menschen genau. Vor allem die alte weise Eule verbrachte viel Zeit damit, aus dem zu lernen, was die Menschen so taten. Als sie genug gesehen hatte, rief sie alle Tiere zusammen.

 

„Liebe Mittiere. Ich habe die Menschen genau beobachtet, und ich weiß jetzt, warum sie sich hier auf der Erde so dick machen können und uns überlegen sind. Die Menschen erziehen ihre Kinder nicht selbst, sondern geben sie in eine Haus namens Schule. Damit jedes Kind gleich viel lernt und alle alles wissen. Ich denke, wir Tiere sollten das auch machen, damit wir eine Chance gegen die Menschen haben.“

 

Die anderen Tiere stimmten der Eule zu und so wurde die erste Tierschule gegründet. Eule war die Direktorin, schließlich war sie die älteste und hatte am meisten Erfahrung.

 

Alle Tierkinder waren ganz aufgeregt, als sie am ersten Schultag sich auf der großen Wiese trafen.

 

Eule hielt eine Rede: „Liebe Kinder, nun beginnt für euch der Ernst des Lebens. Meine Schule ist eine gerechte Schule, und so wird kein Tier bevorzugt werden, ihr werdet alle das gleiche lernen.“

 

In der ersten Stunde unterrichtete gleich Eule ihr Hauptfach – Fliegen. Natürlich war der Adler sofort der beste Schüler, doch auch Ente war sehr talentiert. Affe hingegen – sosehr er sich auch bemühte und seine Arme auf und ab schwang, so hoch er auch hüpfte, mehr als ein kleiner Hopser wollte ihm nicht gelingen. Er kletterte sogar auf einen Baum, weil er dachte, von höher oben geht es leichter. Aber er haute sich nur den Kopf an, als er landete. Er war nicht der einzige, der froh war, als die Stunde vorüber war. Schule war ganz schön schwer, fanden viele der Tiere, außer den Vögeln.

 

In der nächsten Stunde war Schwimmen dran. Oh, Ente merkte schon, sie würde die Musterschülerin der Schule werden! Sie war in fliegen gut gewesen und in schwimmen nun auch! Vielleicht bekam sie ja sogar eine Auszeichnung! Manch andere waren da nicht so begabt. Gepard fürchtete sich überhaupt vor dem Wasser und begann zu weinen. Gottlob war Frau Nilpferd, die Lehrerin, sehr geduldig und hilfreich. Wer nicht schwimmen konnte, wie Gepard und Affe und viele andere, und sich fürchtete, durfte erst mal im flachen Wasser planschen. Und tatsächlich, im Laufe der Zeit hatten es fast alle Schüler geschafft, zu schwimmen – mehr oder weniger gut.

 

Das nächste Fach war Klettern. Endlich konnte Affe beweisen, wie gut er war! Noch ehe Herr Eichhorn, der Lehrer, die Theorie erklärt hatte, war er oben in den Wipfeln, schwang sich von Ast zu Ast und war glücklich. Da sagte der Lehrer, da Affe so gut im Klettern war, solle er sich lieber aufs Fliegen-üben konzentrieren, denn da seien seine Leistungen nach wie vor schwach. So musste Affe statt zu klettern fliegen üben. Bald taten ihm die Arme vom vielen Auf-und-ab-schlagen so weh und bald hatte er so viele Beulen vom Hinfallen, dass er plötzlich auch gar nicht mehr klettern konnte. Ja, er bekam sogar Angst vor dem hohen Baum, weil er so oft bei seinen Flugversuchen hinuntergefallen war!

 

Aber auch Ente, die Musterschülerin, bekam Probleme. Wie sollte sie mit ihren Flügeln und ihren Entenfüßen den Baum hochkommen? In ihrer Verzweiflung, weil sie doch so gerne die Musterschülerin bleiben wollte, schummelte sie, als der Lehrer nicht hinsah, und flatterte auf den ersten Ast. Ohje, Herr Eichhorn hatte sie doch gesehen! Ach, er war schrecklich enttäuscht von Ente und Ente von sich selbst auch.

 

Das letzte Fach war Laufen. Oh, hier war Gepard in seinem Element! Er war sogar viel besser als sein Lehrer, Herr Hase. Leider stieg Gepard sein Können ein wenig zu Kopf und er wurde so frech zu Herrn Hase, ja, einmal, als Herr Hase wagte, etwas darüber zu sagen, dass Gepards Tempo ja keine Leistung sei, sondern naturgegeben, da biss Gepard sogar seinen Lehrer in den Po! Sofort wurde er von der Schule ausgeschlossen und musste in ein Heim für schwererziehbare Tiere.

 

Und dann war da noch Schildkröte. Sie konnte nicht fliegen, nicht klettern, nicht schwimmen und nicht schnell laufen. Sie könnte nur erzählen, was in den letzten hundert Jahren so alles auf der Erde geschehen war, aber das stand nicht auf dem Lehrplan. Sie meinte, sie sei zu gar nichts nütze und nicht für die Schule geeignet. So verkroch sie sich in ihren Panzer und wollte mit all dem nichts mehr zu tun haben.

 

Eule beobachtete ihre Schüler, und weil sie eine weise Eule war, sagte sie. ”Wir Tiere sind offenbar nicht wie die Menschen, bei denen anscheinend alle gleich sind. Wir haben alle unsere verschiedenen Stärken, und die sollten wir nicht wegen unserer Schwächen aufgeben.“

 

Und damit schloss sie ihre Schule wieder, bis sie einen neuen Weg fand, die Tiere zu lehren.

 

(diese Geschichte ist in meiner Zeit als Lehrerin in einem Nachhilfeinstitut entstanden)

 

 


Mai 2025

Die Steinpalme

 

Es war einmal eine junge Palme, die stand mit einigen anderen Palmen an einem wunderschönen Strand, weit weg von hier in Arabien. Vor ihr, da lag das Meer, blau und glitzernd, und hinter ihr, da lag die Wüste, gelb und leer. Sie wusste, was das Meer war und was Wüste war, obwohl sie beides nie wirklich erlebt hatte, nur gesehen. So wie wir wissen, was Krieg ist, weil wir es im Fernsehen gesehen haben, und meinen, es zu verstehen.

 

Sie war noch jung, kaum höher als ein Mann, und schlank und rank, wie Palmen so sind. Ihre großen grünen Blätter spielten in der Luft, ihr biegsamer Körper tanzte mit dem Wind. Sie war eine glückliche junge Palme.

 

Eines Tages, da torkelte ein Mann aus dieser Wüste, er war wohl ein Kaufmann gewesen, der seinen Weg verloren hatte oder von Wüstenräubern überfallen worden war. Er trug nur noch Fetzen von Gewand, seine Haut war von der Sonne verbrannt, seine Lippen rissig, er konnte sich kaum noch aufrecht halten, kroch mehr, als dass er ging. Als er das Meer sah, da kam neues Leben in ihn, und er stürzte auf das kühle Nass zu, warf sich in die Wellen, kühlte seinen glühenden Kopf mit dem blauen Labsal. Dann formte er seine Hände zu einer Schüssel, schöpfte Wasser, führte es an seine Lippen, trank – und spuckte es in hohem Bogen wieder aus. Voller Verzweiflung fiel er auf die Knie. So viel Wasser, und dennoch nichts zum Trinken!

 

Da sah er die Palme. Und eine ungeheure Wut ergriff ihn. Da stand diese Pflanze und war saftig und grün, jung und zart, wo auch immer sie ihr Wasser hernahm. Sie sollte leben, und er nicht? In einer letzten Anstrengung hob er einen roten Felsbrocken hoch, der vor ihm im Sand lag, gewiss so groß wie ein Strohballen, nur viel, viel schwerer. Er hob ihn über seinen Kopf und schrie. ”Ich will leben! ICH will leben! Stirb!“

 

Und er warf den Brocken auf die Palme, wo er genau oben in ihrem Blätterherz liegen blieb. Dann brach der Mann bewusstlos zusammen.

 

Die Palme spürte einen ungeheuren Schmerz. Es presste ihr Herz zusammen, all ihre Blätter brachen unter dem Gewicht des Steines sofort ab, ihr Stamm vermochte die Last kaum zu tragen.

 

”Hilfe!“, schrie sie, ”Hilfe!“ Doch wer sollte sie hören?

 

Ein paar Stunden später zog eine Karawane vorbei, was öfter vorkam. Sie fanden den bewusstlosen Mann, sie flößten ihm Kamelmilch ein, wickelten ihn in feuchte Tücher und nahmen ihn mit sich.

 

”Halt!“, rief die Palme. ”Halt! Nehmt den Stein von mir, ich zerbreche!“ Doch die Menschen konnten sie nicht hören. Nur wenige Menschen schenken den Liedern und Worten der Bäume Beachtung, und noch viel weniger Menschen vermögen sie auch zu verstehen.

 

Verzweifelt sah die Palme, wie die Karawane davon zog. Es wurde Abend, und der Wind wehte sacht vom Meer zum Ufer.

 

”Wind!“, rief die Palme. ”Wind, blase so stark du kannst, blas den Felsen von mir herunter, er zerdrückt mein Herz!“

 

Doch der Wind, müde von seinem langen Tag auf dem Meer, er tat so, als hörte er die Palme nicht.

 

Zwei Vögel kamen, wie jeden Abend, um auf der Palme ihr Nachtquartier aufzuschlagen. Sie blickten verwirrt auf den roten Felsbrocken, der statt der Palmwedel das Haupt der Palme zierte.

 

”Oh, ihr Vögel, nicht ihr auch noch, setzt euch nicht, ich halte schon kaum den Stein! Ruft eure Freunde, packt alle an und werft den Felsbrocken herunter von mir!“

 

Doch die Vögel sahen sich an, plusterten ihr Gefieder auf und flogen beleidigt zu einer anderen Palme, um dort zu schlafen.

 

”Ach“, dachte die Palme. ”Will mir denn keiner helfen? So muss ich denn sterben, ich kann diesen Felsen nicht länger ertragen, er zerbricht mein Herz und mich.“

 

Doch dann vernahm sie eine andere Stimme, tief in ihrem Inneren, die schrie: ”Ich will leben! ICH will leben!“ Wie ein Echo der Stimme des Mannes. ”Aber wie soll ich leben? Die Last ist einfach zu schwer. Ich bin schlank und rank, gemacht, im Wind zu tanzen, nicht Felsbrocken zu schleppen.“ Und sie dachte weiter nach. ”Nun, so hab ich wohl nur zwei Möglichkeiten. Zu sterben, oder diese Last zu akzeptieren, einen Weg zu finden, sie zu tragen. Ach, wäre ich doch nicht so schwach und dünn. Nun, wie könnte ich stärker werden?“ Und sie dachte nach und sie stellte fest, sie brauchte mehr Wasser, um stärker zu werden. Also ließ sie ihre Wurzeln sich ausbreiten, tiefer und tiefer wachsen, bis sie tief unter dem Sand auf Grundwasser stieß. Nicht nur, dass sie nun mehr als genug Wasser hatte, um zu Kräften zu kommen, ihre Wurzeln hatten dem Wasser auch einen Weg gebahnt und direkt zu ihren Füßen sprang eine Quelle hervor.

 

Die Palme merkte es kaum, denn sie war nur damit beschäftigt, zu trinken und zu trinken und stärker und stärker zu werden. Doch die Menschen merkten es. Als die nächste Karawane vorbei kam, da entdeckten sie die Quelle. Und wo Wasser ist, da ist gut bleiben. So blieben die Händler, und sie begannen mit der Zeit, Häuser zu bauen und einen Bazar, an dem andere Händler Waren tauschen konnten.

 

Die Palme jedoch stellte fest, dass das Wasser alleine ihr nichts nützte. Sie brauchte Blätter, um das Sonnenlicht in Nahrung umzuwandeln. Doch ihre Blätter waren alle abgebrochen und auf ihrem Herz, aus dem die Blätter wuchsen, da lag der Fels. Sollte sie aufgeben? Nein. Sie sah genau hin, und da entdeckte sie, ganz am Rand, wo der Fels auflag, da gab es noch kleine Reste, kleine Blattstummeln. Und sie sandte all ihre Kraft dahin und langsam wuchsen wieder Blätter, eigenartige, ein wenig verkrüppelte Blätter, die sich um den Felsen schmiegten. Doch sie erfüllten ihre Aufgabe und ermöglichten der Palme, Sonnenlicht zu sammeln und in Nahrung umzuwandeln, um noch stärker zu werden.

 

Die Menschen, sie sahen die Palme jeden Tag und sie sahen die Quelle zu ihren Füßen, und sie nannten sie die heilige Steinpalme. Sie war gar so anders als alle anderen Palmen, klein und dick, mit eigenartigen fleischigen Blättern und einem großen roten Felsbrocken obenauf. Und die Menschen kamen, wenn Sorgen sie drückten, und sie setzten sich neben die Palme und betrachteten sie, wie sie es schaffte, diesen schweren Fels zu tragen, indem sie so stark war. Und wenn sie da eine Weile gesessen hatten, dann fühlten sie sich besser. Denn wenn diese Palme, die doch sonst ein rankes, schlankes Wesen war, fähig war, diesen Felsen zu tragen, dann würden sie ihre eigene Last auch tragen können.

 

Die Palme verstand nicht ganz, warum die Leute zu ihr kamen. Sie verstand nicht, warum sie ihr Bänder um den Stamm banden mit kleinen Zettelchen daran, auf die die Menschen ihre Sorgen schrieben. Aber sie erfreute sich daran. Sie erfreute sich daran, dass die Menschen sie verehrten, aber eigentlich hatte sie doch nichts getan. Sie hatte nur nicht sterben wollen, das war alles.

 

Die Siedlung wuchs und wuchs und war bald eine kleine Stadt. Doch die Menschen hörten nicht auf, zu der Palme zu gehen. Mütter zeigten sie ihren kleinen Kindern, damit sie etwas fürs Leben lernten. Und die Palme verstand es immer weniger, denn inzwischen war der Stein ein Teil ihrer selbst geworden und sie spürte ihn gar nicht mehr. Ja, als sie älter wurde, da vergaß sie sogar ganz, dass er da war. Sie wusste nur, dass sie anders war als die anderen Palmen, viel dicker und mit eigenartigen Blättern, eigentlich hässlicher. Und dass sie dafür verehrt wurde, und das erfreute sie. Denn wenn wir unsere Lasten annehmen, dann werden sie zu unserer Stärke und irgendwann zu einem Teil von uns, der uns besonders macht.

 

(diese Geschichte habe ich erstmals von meinem lieben Kollegen Frederik Mellak gehört)

 

 

 


April 2025

Gawain oder Der Wunsch der Frauen

 

Hier gibt es das VIDEO zu dieser Geschichte (das sich durch das oftmalige Erzählen bei Veranstaltungen doch zum Text unterscheidet)

 

Einst, vor langer Zeit, ritt König Artus – der König Artus, den wir alle kennen – alleine aus, um nachzudenken. Wie er so ritt, kam er plötzlich zu einem Zelt. Es war ein prächtiges Zelt, das da mitten auf der Wiese stand. Da es sein Königreich war und er als König natürlich gerne wusste, wer da in diesem Zelt mit fremden Wimpeln lebte, hielt er sein Pferd an und stieg ab. Sogleich eilten zwei junge Frauen aus dem Zelt heraus und begrüßten ihn.

”Seid willkommen, Herr. Erlaubt uns, euer Pferd zu versorgen.“

Artus nickte – zu höflichen Worten war er nicht fähig. Nicht, weil er ein grober Klotz gewesen wäre, nein, wir wissen alle, dass er ein gebildeter und galanter Ritter war, nein, weil diese Frauen so schön waren, dass es ihm die Rede verschlug. Wer besaß solch schöne Dienerinnen?

Eine weitere hübsche Frau öffnete ihm die Zeltplane. Und da sah er die Herrin der Dienerinnen, und es war um ihn geschehen. Auf einer Liege, die mit edlen Stoffen bedeckt war, lag eine Frau – nein, das Wort Frau trifft es kaum. Eine Göttin war sie! Diese Lippen – oooh! Diese Brüste – aaahhh! Diese Hüften – uuuhhh! Sie trug ein Kleid, nun es war nicht Kleid zu nennen. Ein Stoff, so fein gewebt, dass er mehr einem feinen Nebel glich, bedeckte oder bedeckte eigentlich nicht diesen atemberaubenden Körper. Artus schluckte, verbeugte sich und brachte mit Mühe ein paar höfliche Worte der Begrüßung hervor.

”Sei gegrüßt, edler Artus. Ich habe dich erwartet. Komm, setz dich zu mir und lass uns speisen.“ Das göttliche Weib deutete auf einen Hocker neben ihrer Liege und die drei Dienerinnen brachten Tablets mit den köstlichsten Speisen.

Artus aß, doch seine Augen weilten auf seiner Gastgeberin. Sie unterhielt ihn mit allerlei Geschichten, brachte ihn zum Lachen, als ihre Hand wie zufällig seinen Arm berührte, meinte er, verbrennen zu müssen.

”Oh, ihr seid so wundervoll. Ihr seid die schönste und begehrenswerteste Frau, der ich je begegnet bin. Wollt ihr nicht die meine sein, zumindest für eine Nacht?“

”Gerne, lieber Artus. Gerne. Doch – ich bin keine, die sich jedem so einfach hingibt. Doch du bist Artus, und für dich will ich eine Ausnahme machen. Aber ich habe eine Bedingung. Ich will mich dir hingeben, und dich eine Nacht in himmlische Verzückungen führen, die du dir nicht erträumen kannst. Doch nur, wenn du mir eine Frage beantworten kannst: Was wünscht sich jede Frau? - shh, du musst es nicht gleich beantworten. Komm in einer Woche wieder, dann will ich deine Antwort hören. Ist sie korrekt, steht dir mein Himmel offen. Ist sie falsch, wirst du dieser Gelegenheit für immer nachweinen.“

Ohne ein weiteres Wort geleiteten die Dienerinnen Artus hinaus zu seinem Pferd.

 

Lange ritt er ziellos durch die Gegend. Was wünschen sich alle Frauen? Reichtum? Schönheit? Einen Mops? Ach, er konnte einfach nicht klar denken. Versuchte er, eine Lösung zu finden, so dachte er nur an das, was er sich wünschte, dieses oooh-aaah-uuuh.

So verbrachte Artus die nächsten Tage damit, sich in liebestoller Begierde zu wälzen und alle Frauen, die er kannte (und er kannte einige) zu fragen, was ihrer Meinung nach der Wunsch aller Frauen war. Es waren so viele Antworten wie Frauen, das half ihm auch nicht weiter.

Wieder ritt er alleine aus, um eine Lösung zu finden. Die Woche war bereits fast um, seine Lenden brannten vor Begierde, sein Kopf war voll mit – was wünschen -oooh – sich alle – aaah - Frauen – uuuhhh.

Da sah er am Wegesrand ein Weib sitzen. Bei Gott, sie war so hässlich, dass sein Pferd die Ohren anlegte und sich weigerte, weiterzugehen. Ihr Mund war so breit wie ihr Gesicht, ihre Augen saßen auf verschiedener Höhe, und blickten in völlig verschiedene Richtungen. Ihre Haut war mit Warzen übersät und statt oooh-aaah-uuh war ihre Figur iii-wäh-yuk.

Sie hielt ihm bettelnd die Hände entgegen, und da Artus ja ein galanter Ritter war, so kramte er nach einer Münze in seinem Beutel und warf sie ihr zu.

”Habt dank, großer König. Doch ihr seht betrübt aus. Wollt ihr mir nicht sagen, was euch bedrückt? Vielleicht kann ich ja von Hilfe sein.“

Artus lachte. Wie sollte diese hässliche Kröte ihm helfen, eine Nacht mit der schönsten Frau auf Erden zu erlangen?

Dennoch erzählte er ihr von seiner Suche nach der Antwort auf die Frage, was jede Frau sich wünsche.

Die Alte lachte. ”Das ist einfach. Ich habe die Lösung für dich, und es ist garantiert die Richtige.“

”Garantiert?“

”Garantiert?“

”So verrate sie mir.“

”Nicht so hastig, werter König. Das hat seinen Preis. Für die Antwort will ich, dass einer deiner Ritter mich ehelicht.“

Schluck. Artus dachte an seine Männer, alles prächtige Mannsbilder. Wem konnte er das zumuten? Doch andererseits – die richtige Antwort. Eine Nacht der himmlischsten Verzückungen für den König – wozu hatte er Ritter, die ihm zu Gehrosam verpflichtet waren?

”Du sollst deinen Preis haben, aber erst dann, wenn ich den meinen hatte.“

”Natürlich“ Und die Alte verriet ihm die Lösung. Am nächsten Morgen eilte Artus zu der Schönheit im Zelt und tatsächlich, es war die rechte Antwort. Über das, was dann geschah, wollen wir dezent den Schleier der Sittsamkeit hüllen. Mag jeder es sich selbst erträumen... doch noch ist die Geschichte nicht zu Ende, denn es galt ja, die Alte zu bezahlen.

 

So nahm ein gut gelaunter, sehr befriedigter Artus seine Männer mit auf einen Ausritt. Ganz zufällig führte der Weg sie dorthin, wo die Alte saß. Nachdem die scheuenden Pferde wieder beruhigt worden waren, verlangte Artus, dass einer seiner Männer sich freiwillig melde, dieses Weib zu ehelichen, denn das hatte er ihr versprochen.

So schnell konnte man gar nicht schauen, wie alle davonstoben. Nur einer nicht. Gawain, einer der treuesten Recken des Königs, blieb neben ihm. ”Nun Herr, wenn ihr es versprochen habt, so will ich es tun, denn ein König muss sein Wort halten.“

Und so wurde Hochzeit gefeiert. Zugegeben war Gawain nicht ganz nüchtern, als er sein Jawort gab. Und die Alte war aus Rücksicht vor den Gästen mit einen Schleier bedacht worden. Doch dann nahte der Moment, vor dem Gawain sich zum Knie zittern gefürchtet hatte. Die Hochzeitnacht. Ohne der eine Ehe nicht galt. Er legte sich ins Bett, schloss die Augen. Umarmte seine Braut.

”Da ich es versprochen habe, so will ich es tun. In dir drin steckt ja vielleicht ein guter Mensch.“

Und er küsste sie. Kurz auf die Lippen hatte er vorgehabt, doch diese Lippen unter seinen, sie wurden füllig und voll statt breit und schmal. Die Haut unter seinen Finger verlor ihre Warzen, wurde glatt und samtig. Erstaunt öffnete Gawain die Augen, und da lag er mit einem Weib im Bett, das war gewiss das Schönste auf Erden!

”Hab Dank, edler Gawain. Du hast mich nun schon halb erlöst. Wisse, ich war verflucht worden, und die Hälfte des Fluches hast du mit deiner Bereitschaft, hinter mein Äußeres zu sehen, schon aufgehoben. Von nun an ist es mir erlaubt, die Hälfte der Zeit in meiner wahren Form – also in dieser Form – zu verbringen, und nur die Hälfte als altes Weib. Drum wähle, liebster Gatte, soll ich tagsüber oder nachts mein wahres Ich zeigen?“

”Natürlich nachts, wenn wir beide alleine sind!“ entfuhr es Gawain. Doch dann sah er, dass sie traurig war. ”Oder was ist dir lieber? Schließlich geht es ja um dich, ich will nicht egoistisch sein. Vielleicht willst du ja lieber tagsüber, wenn wir unter Leuten sind, schön und anmutig sein. Wähle selbst, denn es ist dein Aussehen.“

Da strahlte seine Braut und umarmte ihn. ”Ach Gawain, nun hast du mich völlig erlöst und ich kann rund um die Uhr Ich sein! Denn du hast mir das gegeben, was sich jede Frau wünscht – und diese Lösung hat auch deinem König Glück gebracht. Denn der Wunsch jeder Frau ist es, selbst entscheiden zu dürfen, was sie will!“

 

Und so lebten sie glücklich und zufrieden. Und ihr, liebe Männer, habt hoffentlich eure Lektion gelernt...

 

 


März 2025

Die verwunschene Alm

 

Hier findet ihr das VIDEO zu dieser Geschichte aus der Steiermark.

 

Es war einmal, vor langer, langer Zeit, da lebte ein reicher Bauer – ja, das hat‘s gegeben, reiche Bauern, glaubt man heut gar nicht. Wobei ich habe mir sagen lassen, auch heute kann man noch ein kleines Vermögen in der Landwirtschaft machen – man muss nur vorher ein großes gehabt haben ...

Der Bauer hatte einen großen Hof, eine Almwirtschaft, viele Knechte und Mägde und drei Töchter.

Im Sommer, da hatte der Bauer all seine Kühe auf der Alm und eine Sennerin dazu – wegen des Heumilchkäses, nicht. Und so ein paar Monate ohne Kühe im Stall, das ist schon was Angenehmes. Am liebsten hätt er ja seine Frau mit rauf geschickt, aber naja, das ist eine andere Geschichte.

 

Eines Tages, als die Sennerin ins Tal kam, um den Käse zu bringen, da war diese ganz aufgeregt und sie sagte: ”Bauer, I geh da nimmer auffi! Da spukts auf dera Alm, die Kia verschwinden, tagelang muss ichs suchen, na, ich geh da nimmer auffi!“

Hysterische Funzen“ hat sich der Bauer gedacht und hat eine Magd geschickt. Aber auch die kam nach ein paar Tagen zurück und weigerte sich, wieder auf die Alm zu gehen. Und als nach ein paar tagen auch die dritte Magd zurückkam und sich weigerte, wieder auf die Alm zu gehen, da rief der Bauer seine älteste Tochter, die Mizzi.

Jetzt muss man sagen, so eine erstgeborene Tochter eines reichen Bauern, das muss schon was hermachen, so eine Dirn. Die hat viel auf sich gehalten, die Mizzi, war ja auch ein hübsches Dirndl.

Der Bauer sagt also: ”Mizzi, du musst auffi aufd Alm, nachschaun, was da los ist, die Mägde sind alle ganz deppart worden, wie‘s halt so ist, mit die billigen Arbeitskräfte.“

Geh Vater, na, wieso ich? Des schert mi jetzt echt net, da auffi wandern.“ Null Bock Generation, schon damals.

Gut", hat der Bauer gesagt, ”dann gehst halt nicht. Aber dann kriegst auch kein Erbe nicht, gelt.“

Mit der entsprechenden Motivation geht eben alles, und so hat die Mizzi sich ein Jausenpackerl gerichtet, hat ein schönes Tüchlein genommen und ein wenig vom Sonntagskuchen reingepackt und ein Packerl Kaffee, hat das alles in ein Körberl gepackt, sich das Körberl am Kopf gesetzt und ist zur Alm raufgewandert. Ein paar Mal hat sie rasten müssen, weil sie ihre schönen Schuh angehabt hat und die haben sie gedrückt.

Und richtig, oben auf der Alm, weit und breit keine Kuh. Da hat die Mizzi sich erstmal in der Almhütte einen Kaffee gekocht, hat das Tüchlein als Tischdecke ausgebreitet, denn als Erstgeborene, da kann man ja nicht vom nackten Tisch essen, hat die schmerzenden Schuhe ein wenig ausgezogen und den Kuchen gejausnet. Dann hat sie sich ein wenig selbst bemitleidet und als es anfing zu dämmern, da hat sie dann doch ihre Schuhe wieder angezogen und sich auf die Suche nach den Kühen gemacht.

Kühchen! Kühchen! Wo seid ihr denn?“

Wie sie so vorsichtig durchs Gras gestelzt ist, kam sie zu einem steilen Abhang und vor lauter Ausschau halten nach den Kühchen ist sie doch volle Wäsch in einen Kuhfladen gestiegen. Na, da hat sie vielleicht geschimpft, ihre schönen Schühchen, besudelt vom Kühchen!

Wie sie versucht, den Dreck mit etwas Gras herunterzuputzen, da hört sie ein dünnes Stimmchen:

Mei, Dirndl, sei so gut, magst mir nit helfen?“

Wie sie sich umschaut, da sieht sie auf einem schmalen Wegerl, das den Abhang hinunterführt, ein Männlein sitzen, das mochte gewiss hundert Jahr alt sein, so runzlig und verhuzelt war es.

Geh Dirndl, i bin scho so müd, magst mi net heimgeleiten, dass ich mich auf dich stützen mag?“

Die Mizzi hat das Männlein angesehen und hat sich gedacht ”Na danke, der soll sich bei mir einhängen, so dreckig wie der ist? Und stinken tut er auch, na aber sicher nicht.“ und gesagt hat sie ”nein, Alter, ich hab keine Zeit, ich muss meine Kühe suchen“ und ist weitergegangen.

 

Als die Mizzi nach einer Woche noch immer nicht von der Alm heruntergekommen war, da machte sich der Bauer doch Sorgen. Und so rief er nach seiner zweiten Tochter, der Peppi.

Es hat dann ein bisserl gedauert, bis die Peppi bei ihm in der Stube war, denn die Peppi war nicht gerade die schnellste und außerdem hatte sie gerade so nett im Heu geschlafen.

Ja, Vater?“

Peppi, du musst auffi auf die Alm, die Mizzi ist nimmer abikommen mit‘m Kas, du musst nachschaun, was da los ist.“

Geh Vater. Is so weit da auffi. Mag i net.“

Nun gut, dann gehst halt nicht, aber dann kriegst auch dein Erbe nicht.“ Ja, das wissen wir ja schon, motivieren hat er seine Leut können, der Bauer, kein Wunder, dass der reich war.

Also hat die Peppi ihr Pinkerl gepackt – ordentlich was vom Sonntagsbraten, Knödeln und einen Striezel – und ist losmarschiert. Hat auch ein paar Mal rasten müssen, war ja weit der Weg, und außerdem ist‘s von Vorteil, wenn man am Weg seine Jausen verspeist, weil dann wird der Korb immer leichter, je müder man wird.

Wie‘s oben angekommen ist, weit und breit keine Kühe, keine Mizzi. Also hat sie erstmal in der Hütte etwas gerastet, dabei ist sie leider eingeschlafen, und erst als es schon dämmerte, wurde sie wach. Also hat sie zwei Schritte aus der Tür rausgemacht und gerufen: ”Kia! Kimmts zuwa!“ aber keine Kuh kam. Also noch ein paar Schritte und noch ein paar, bis auch sie an dem Abhang war und das Stimmchen hörte, das sie um ihre Hilfe und Begleitung bat. ”Mei, dünn ist er ja, aber wer weiß, wie weit ich da gehen müsst, und dann hängt sich der sicher immer schwerer an an mich. Na, da bin ich zu müd“, dachte sie, und sagte: ”Tut mir leid, aber ich muss meine Kühe suchen.“

 

Als auch die Peppi nach einer Woche nicht zurückgekehrt war, da rief der Bauer seine jüngste Tochter, die Zilli. (Und sagens jetzt nicht, wenn er ein Handy ghabt hätt, dann hätt er einfach die Peppi anrufen können, weil auf dera Alm da oben da habens auch heute noch keinen Empfang. Also rief er die Zilli.) Jetzt war die Zilli ein grundgutes Mädel, fleißig und brav, aber keiner hat sie für voll genommen, weil die Zilli hat ein kleines Problem mit ihrer Zunge gehabt, die ist immer vorn an den Zähnen angestoßen und aus irgendeinem Grund haben die Leute früher geglaubt, wenn wer nicht gescheit reden kann, kann er auch nicht gescheit sein...– heut wär das ganz anders!

Ich domme don Papa!“

Zilli, du musst auf die Alm, ja? Deine Schwestern suchen, ja? Passt gut auf auf dich, ja?“

Derne, Papa!“ Die Zilli hat sich gefreut, weil sie endlich mal was Wichtiges tun durfte, hat sich schnell etwas Brot und Speck unters Fürtuch, die Schürze, gesteckt und ist losmarschiert.

Zwar war sie viel schneller oben auf der Alm als ihre Schwestern, aber dennoch, keine Kühe, keine Schwestern. Dafür ein riesen Saustall in der Almhütte, den die Zilli erst mal in Ordnung gebracht hat. Und auch so ging sie erst als es dämmerte die Kühe suchen.

Dühle! Dühlidühli! Wo deids denn?“

Und auch sie kam zu dem Abhang.

Geh, Dirndl, sei so gut, magst mir nicht heimhelfen, ich bin schon so müd.“

Und die Zilli hat das kleine Manderl angeschaut und hat sich gedacht: ”Ja mei, der sieht ja wirklich ganz elend aus, der Arme, den kann ich da nicht so sitzen lassen.“ - Ja, denken hat sie natürlich normal können, beim Denken braucht man ja die Zunge nicht.

Ja, Vata, I domm don mit dir, aba sad, hat du nit meine dühle dedehn?“

Bring mich nur erstmal heim, dann sehen wir weiter“

Und die Zilli hat dem alten Männlein aufgeholfen und er hat sich bei ihr eingehängt und sie haben sich auf den beschwerlichen Weg den Hang hinunter gemacht. Immer tiefer auf einen Wald zu, immer weiter von der Hütte weg. Und das Männlein wurde immer schwerer, aber die Zilli hat sich gedacht, was muss der Arme müde sein, wenn er den ganzen Weg schon rauf gegangen ist.

Endlich im Wald kamen sie auf eine Lichtung und da stand eine Burg – also, was von der Burg noch übrig war, ein paar schiefe Wände, ein Dach voller Löcher, mehr Löcher als Ziegeln, und der alte Mann führte das junge Mädel bei einer Seitentüre in einen Raum, der wohl mal die Küche war.

Geh, Tilly“ - Zilli war ein höfliches Mädchen und hatte sich ihm natürlich vorgestellt - ”sei so gut, machst mir noch eine Suppe? Da am Tisch findest ein wenig Gemüse und im Ofen sollte noch Glut sein.“

Das Männlein hat sich auf die Bank gesetzt und hat die Zilli ganz genau mit seinen blitzenden blauen Augen beobachtet, wie sie aus dem bisschen Gemüse eine Suppe gekocht hat. Und weil das Männlein gar so aussah, als hätte es schon lange nichts mehr gegessen, da hat die Zilli noch den Speck und das Brot aus ihrem Fürtuch geholt und auf einen Teller gelegt. Und wie sie dem alten Mann so beim Essen zusah, da dachte sie, was der doch für schöne Augen hat. Grad wie ein See so blau.

Jetzt war es inzwischen natürlich schon ganz finster geworden und keine Chance für die Zilli, den Weg hinauf wieder zu finden.

Geh, Tilly, bist ein braves Mädchen, kannst drüben in der Kammer schlafen. Aber magst mir nicht vorher noch ein Liederl singen, wie gern würd ich ein Liederl hören zum Einschlafen.“

Derne, ich dinge dehr derne.“

Und so hat sich die Zilli zu dem alten Mann ans Bett gesetzt, und hat ihm ein Liederl vorgesungen, dass ihr schon immer die Mama zum Einschlafen vorgesungen hatte, wie sie noch klein war, und richtig, der alte Mann ist eingeschlafen, und wie er da so liegt, da kann die Zilli nicht anders, weil er ihr so leid tut, so einsam in dieser Ruine, dass sie ihm einen Kuss auf die Stirn drückt, ehe sie in die Kammer neben der Küche geht und todmüde auf das Strohlager fällt.

 

Als sie jedoch am nächsten Morgen aufwachte, da fiel ihr als erstes auf, dass alles anders roch, so nach Rosen und Veilchen, und wie sie die Augen aufschlug, da lagsie in einem prächtigen Bett, mit weichen, seidenen Kissen, und die Sonne schien durch ein großes, glänzendes Fenster in ein riesiges Gemach. Verwundert zwickte sich die Zilli in den Arm, aber das Zimmer bliebund so setzte sich die Zilli auf und da hörte sie aus der Ecke eine Mädchenstimme.

Guten Morgen Gnädigste, habt ihr gut geruht?“

Erstaunt blickte Zilli sich um, da stand neben der großen, prächtigen Tür eine junge Zofe und ja, sie blickte Zilli an. Träumte sie? Rasch zwickte sie sich erneut, und es tat weh.

Äh – guten Morgen, ja danke, ich habe sehr gut geschlafen.“ Verwundert hielt sie inne, die Hand vor dem Mund. ”Sehr gerne, so schön, Kühe Kühe.“ Begeistert brach sie in Lachen aus. Was auch immer das für ein Traum war, er war herrlich!

Darf ich euch beim Ankleiden behilflich sein? Der Herr erwartet euch schon.“

Na da ist die Zilli vielleicht erschrocken. War sie vielleicht heut Nacht gestorben? Und nun im Himmel gelandet? Wenn sie doch ”der Herr“ erwartete? Wieder zwickte sie sich, und es tat weh. Das Mädchen, eine junge Zofe, eilte herbei und half ihr in ein prächtiges Kleid, frisierte sie und plapperte die ganze Zeit über das Wetter, während Zilli jeden ihrer Sätze mit ”soso, was Sie nicht sagen, sehr komisch...“ kommentierte.

Mit doch etwas mulmigen Knien ging sie dann der Zofe nach in einen großen Saal, schließlich war sie sich nach wie vor nicht so ganz sicher, ob sie nicht doch im Himmel gelandet war. Doch weit und breit keine Engelchen, nur ein ernster junger Mann, der auf sie zukam. Wenn das Gottvater war, so hatte sie sich den ganz anders vorgestellt!

Doch dann blickte sie in seine Augen und erkannte die blitzenden Augen des alten Männleins und schon hielt er sie in seinen Armen und dankte ihr, dass sie ihn von seinem Fluch erlöst hatte.

 

Ja, den Rest kennt man ja – sie fuhren in einer prächtigen Kutsche zu dem reichen Bauern, der verwunschene Prinz hielt um die Hand der Zilli an, der Bauer und seine Frau waren glücklich und die beiden hoffentlich auch für den Rest ihres Lebens.

Und die Mizzi und die Peppi? Auf die hat auch der Bauer in dem ganzen Trubel ganz vergessen, mehr noch als auf seine Kühe. Die übrigens auf der saftigsten Weide der Alm standen, wohlgehütet vom Senner des Prinzen.

Die Mizzi aber, die stand im Stall, und musste den ganzen Tag ausmisten, eine Schaufel Mist nach der anderen. Und die Peppi, die musste die Ziegen hüten. Weil die brechen am meisten aus, sodass man ihnen nachlaufen muss...