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Reichtumsturbo Sense

Sense
Bild von pexels/Обычный Чужеземец

Die Sichel war ja schon lange Zeit bekannt, ehe die Sense entwickelt wurde.

So eine Sichel ist ein praktisches Werkzeug, um Kräuter zu ernten (oder, wie im Fall der Druiden, Misteln). Aber man muss dafür gebückt oder hockend arbeiten und kann Büscheln in Spagetti-Familienportion-Dicke abtrennen. Eine langwierige Arbeit, will man große Mengen ernten.

Dann entwickelten die Kelten die Sense. Wie genau es zu dieser Vergrößerung und Formveränderung der Sichel kam, wissen wir nicht, doch es ist anzunehmen, dass es auch mit den Fortschritten in der Eisenverarbeitung zu tun hatte. Auf alle Fälle gab es sie eines Tages, den SUV der Sicheln, das Großmodell … Die Klinge nun wesentlich länger, das Ganze auf einem mannhohen Stiel befestigt.

 

Und alles änderte sich …

 

Diese Weiterentwicklung verschaffte den Kelten Reichtum. Denn nun konnte man Gras ernten und zu Heu machen. Große Mengen Heu, die man im Winter als Futter für die Kühe und Schafe verwenden konnte. Das wiederum bedeutete, dass man im Herbst weniger Tiere schlachten musste und mehr von ihnen durch den Winter bekam, was im Frühling dann bedeutete, dass man mehr Kühe oder Schafe hatte, die Nachwuchs bekamen. Gesunde, wohlgenährte Tiere, unabhängig davon, dass es im Winter kaum frisches Gras gab.

Nun hatte man im Herbst genug Vieh, um welches zu verkaufen, tauschte also genaugenommen das Gras der Wiese über ein paar Zwischenschritte gegen Geld, Wein oder Sklaven.

 

Unser Wort »Kapital« kommt übrigens vom Caput, dem (Rinder)Haupt … je mehr Rindsköpfe, umso mehr Kapital …

 

Es ist immer wieder faszinierend, wie eigentlich gering wirkende Verbesserungen eines Werkzeugs enorme Unterschiede machten für die Entwicklung der Menschheit. Die eiserne Pflugschar, mit der auch schwere Böden beackert werden konnten. Die Handmühle, die die Mühsal des Getreidemahlens unglaublich erleichterte und doch nicht viel anderes war, als dass der obere der beiden Steine, die man sonst gegeneinander rieb, mit zwei Griffen versehen wurde, um ihn leicht drehen zu können (nun gut, sie mussten auch so bearbeitet werden, dass sie gut aufeinander passten, aber das Prinzip der Veränderung war simpel).

 

Heute stehen wir an einem Punkt, wo diese Verbesserungen kaum mehr nachzuvollziehen sind – eine neue Version eines Computerprogrammes, künstliche Intelligenz, selbstfahrende Autos … für die meisten von uns ist nichts davon greifbar und so unmittelbar wie der Unterschied zwischen einer Sense und einer Sichel.

 

Manchmal wünschte ich, es wäre wieder so »einfach« wie damals. (Aber meinen Computer würde ich dann doch nicht gegen eine Wachstafel tauschen ...)

 

Randbemerkung: Ich bin Autorin, keine Historikerin, Archäologin oder Zeitreisende (das wäre spannend ...), ich gebe in meinem Blog einerseits nur meine Meinung weiter und andererseits Wissensbissen, die ich im Zuge meiner Recherchen für meine Keltenromane aus den verschiedensten Quellen zusammengetragen habe. Da ich jemand bin, der sich zwar Informationen und Geschichten merkt, aber nicht wissenschaftlich arbeitet, verzeiht bitte, dass ich (meist) keine Quellenangaben mache, schon gar nicht zu Wissensbissen, die man in vielen Quellen findet.

 

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