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Waffen der Kelten

keltische Speerspitzen

Schwerter sind wohl das Erste, was einem zu diesem kriegerischen Volk einfällt. Schließlich sind sie auch die Waffen, die bei Ausgrabungen gefunden werden. Und es sind wirklich prächtige Schwerter, mit kunstvoll gearbeiteten Griffen und Scheiden.

Als »norisches Eisen« war die Schmiedekunst der Kelten Norikums weit über die Grenzen ihrer Reiche bekannt. Eisen zu bearbeiten war ihre herausragendste handwerkliche Fähigkeit.

Aber so ein Schwert ist teuer, ist nicht nur eine Waffe, sondern auch ein Prestigeobjekt, ein Statussymbol.

Nicht jeder fährt einen Tesla oder Porsche, könnte man heute sagen, und doch nehmen nicht nur Tesla- und Porschefahrer am Straßenverkehr teil.

 

Eine weitere beliebte und verbreitete Waffe war der Speer. Weniger Eisenbedarf, größere Reichweite. Geeignet zum Stechen aber auch zum Werfen (was bei Schwertern nicht so gut funktioniert …). Es wird auch von Speerschleuderern berichtet, aber wir wissen nicht, ob sie den Speer von Hand warfen oder so wie die Atlatl-Schleuderer einen Schleuderstab hatten. Wer nicht weiß, was Atlatl ist (wer weiß das schon?) – bitte googeln oder meinen Mann fragen. :-) Beim Atlatl wird der Speer nicht direkt mit der Hand geworfen, sondern ruht auf einem Stab, der dem Speer noch mehr Schwung und Kraft gibt, wenn ich den Stab nach vorne schnalzen lasse und so den Speer wegschleuder (Meinem Mann krampft sich gewiss bei dieser laienhaften Erklärung der Magen zusammen).

Die Speerspitzen waren bei den Kelten relativ groß und vor allem gerne auch gezackt, was auch nicht-tödliche Wunden zu einer hässlichen und schmerzhaften Angelegenheit macht, denn die Speerspitze kann nicht herausgezogen werden, ohne das Gewebe noch weiter aufzureißen. Diese »nette« Angewohnheit finden wir auch im Mittelalter wieder, wo bei den Pfeilen für die Jagd die Pfeilspitze mit einem kleinen Nägelchen am Pfeilschaft befestigt wurde, um den Pfeil aus dem Tier herausziehen und wiederverwenden zu können, in Kämpfen jedoch wurde dieser Nagel entfernt, sodass die Pfeilspitze im Feind stecken blieb, wenn man am Schaft anzog, und herausgeschnitten werden musste, was eine größere Wunde und erhöhte Wundbrandgefahr bedeutete. Der Mensch ist eine Bestie, wenn es um andere Menschen geht …

 

Wenn wir schon dabei sind: Pfeil und Bogen gab es bei den Kelten natürlich auch schon. Aber wenig Funde dazu, da Bögen nun mal aus Holz sind und Holz so gerne verrottet (sehr zum Leidwesen aller Archäologen. Wie gut werden es da jene Archäologen der fernen Zukunft haben, die auch in tausend Jahren noch all unser Plastik finden werden ...). In meinem Roman »Der Bogen des Smertrios« habe ich mich dem Thema »Bögen der Kelten / Bögen der Römer« ausführlich gewidmet, als ich meinen keltischen Bogenbauer bis nach Gallia cisalpina hetzte, um einen ganz besonderen Bogen zu bauen. Der Bogen hat eine noch größere Reichweite, aber irgendwie nie so einen umwerfenden Ruf erlangt wie das Schwert. Vielleicht, weil der Bogen durchaus eine »Alltagswaffe« war, mit der man auch auf die Jagd ging, während das Schwert einzig und allein dem Kampf Mann gegen Mann diente und daher den Kriegern vorbehalten war, die Zeit und Geld in den Erwerb und eine entsprechende Ausbildung an der Waffe stecken konnten. Wie gesagt, das Schwert war auch ein Statussymbol. Und natürlich bedarf es auch eines größeren Mutes, mich meinem Feind auf Schwertdistanz zu nähern, als ihm von der Ferne einen Pfeilhagel entgegenzuschicken.

 

Eine Waffe jedoch fasziniert mich am meisten, und es ist die schlichteste von allen. Die Schleuder. Sie waren eine eigene Gruppe im Kampf, die Schleuderer, und viele von ihnen waren ursprünglich Hirten. Wir reden hier nicht von einer Steinschleuder, wie wir sie heute kennen, denn zur Zeit der Kelten mochte es zwar Y-förmige Astgabeln gegeben haben, aber keine Gummibänder. Die Schleuder der Eisenzeit (und davor und lange danach) bestand aus einem Seil aus Bast, Hanf oder ähnlichem, mit einer Fingerschlaufe an einem Ende und einem verbreiterten Stück in der Mitte – sei es aus der Schnur gearbeitet oder aus einem Stück Leder. Die Schlaufe kam an den Mittelfinger, ein Stein in das Lederstück, das andere Ende der Schnur wurde mit derselben Hand gehalten. Dann wurde das Ganze rasch gedreht – vertikal neben dem Körper oder horizontal über dem Kopf – und im rechten Moment das lose Ende der Schnur losgelassen.

Eine äußerst effektive Waffe, mit der Hirten wilde Tiere von ihren Herden abhielten oder im Krieg feindliche Kämpfer, und für jeden so gut wie überall herzustellen (wenn's keine Steine gab, mussten eben andere Dinge als Geschoß herhalten). Die Treffsicherheit entsprach bei einem geübten Schleuderer durchaus der eines Bogenschützen.

Natürlich wirft das auch ein ganz anderes Licht auf die berühmte »David und Goliath« Geschichte. David war kein unbedarftes Hirtenbürschlein, der wie ein Lausbub einen großen Krieger erlegte, er war ein »Profi« im Fernkampf und Goliath war – zumindest der Lehrmeinung nach – ein Mensch mit einem Gendefekt, der ihn zum »Riesen« wachsen ließ, aber durch diesen Defekt auch seine Motorik und sein Sehvermögen einschränkte. Es war also, als würde man einen Torpedo auf ein Frachtschiff loslassen.

Diese »einfache« Waffe fasziniert mich persönlich viel mehr als das Schwert, so wie ich schon im Aikido immer mehr vom Stockkampf als vom Schwertkampf angezogen war. Schließlich sind meiner Meinung nach die besten Waffen jene, die ich in einer Notsituation selbst herstellen kann.

 

Finde ich halt.

 

Randbemerkung: Ich bin Autorin, keine Historikerin, Archäologin oder Zeitreisende (das wäre spannend ...), ich gebe in meinem Blog einerseits nur meine Meinung weiter und andererseits Wissensbissen, die ich im Zuge meiner Recherchen für meine Keltenromane aus den verschiedensten Quellen zusammengetragen habe. Da ich jemand bin, der sich zwar Informationen und Geschichten merkt, aber nicht wissenschaftlich arbeitet, verzeiht bitte, dass ich (meist) keine Quellenangaben mache, schon gar nicht zu Wissensbissen, die man in vielen Quellen findet.

 

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