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Überlebenstipps einer keltischen Wanderin, Teil 1

 

Dank unserer ausgklügelten Technik ist es uns möglich, den Gesprächen zwischen der Bardin Arduinna und ihrem jungen Schüler Samis im Jahre 38 v.Chr. zu lauschen …

 

 

 

Seit drei-mal-drei Jahre bin ich schon gezwungen, durch die Welt zu wandern und viel meiner Zeit verbringe ich außerhalb von Siedlungen und Orten. Lass mich dich lehren, Samis, was ich gelernt habe, auf dass du deine Wege leichter bewältigst als ich zu Beginn.

 

Es gibt nur wenige Dinge, die du benötigst und die du dir nicht selbst anfertigen kannst, wenn du unterwegs bist. Der wichtigste Gegenstand, den du besitzt, ist dein Messer. Es muss kein besonders schönes Messer sein, es braucht keinen kunstvoll geschnitzten Griff, aber es muss scharf sein und nicht zu klein. Seine Klinge sollte zumindest länger sein als deine Handfläche breit ist. Du musst gut darauf acht geben und es pflegen, damit es dir zu Diensten ist. Vielleicht magst du ihm gar einen Namen geben. Du musst es regelmäßig schärfen, denn so viel wie du es benötigen wirst, wird es rasch stumpf werden, und du musst es regelmäßig einfetten, damit das Eisen nicht rostet. Die Schwarte eines gefangenen Wildschweines eignet sich gut dafür oder zur Not auch das Fett von gemahlenen Nüssen. So wie es dir hilft, Nahrung zu erlangen, ist es nur gerecht, wenn du einen Teil dieser Nahrung, das pflegende Fett, deinem Messer wieder zurückgibst. Es wird dir als Waffe dienen, um dich zu verteidigen, um Tiere auszunehmen und zu zerteilen, um Äste von Bäumen zu schneiden oder Feuerholz zuzubereiten. Du wirst damit Rohhaut und Leder zuschneiden, um dir Schuhe zu fertigen, Wurzeln ausgraben oder Schiefer aus deinen Händen entfernen. Es ist sinnvoll, deinem Messer eine Scheide anzufertigen, sei es aus einem Stück Leder, Rinde oder aus Gras geflochten. Das schützt dich davor, dich versehentlich zu schneiden. Schau mich nicht so an, Samis, ich weiß, dass du ein geschickter und achtsamer Junge bist, dennoch geschieht es rasch einmal, dass man an der offenen Klinge ankommt. Außerdem ist die Hülle auch für dein Messer gut, denn sie schützt es vor Nässe.

 

Das zweite, was von großer Wichtigkeit ist, um gesund durch ein Leben im Freien zu kommen, ist trockenes Gewand. Es ist nicht möglich, sich im Wald Stoffe zu weben, und Felle zu gerben ist zeitaufwändige Arbeit. Deshalb war es mir wichtig, dir ein zweites Gewand zu besorgen, als wir die Möglichkeit dazu hatten. Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass du nass wirst. Regengüsse, ein Sturz in einen Bach, Schweiß … Im Sommer mag das nicht so ein Problem sein, doch sobald das Wetter kühler ist, ist es wesentlich, dass du deine Kleidung wechseln kannst, wenn sie nass ist. Es ist wichtig, dein Ersatzgewand – und wenn es nur ein zweiter, warmer Umhang ist – gut geschützt aufzubewahren, in einem geölten Lederbeutel innerhalb deines Reisebeutels zum Beispiel. Nicht nur ist es ungemein wohltuend, wenn man abends trockene Kleidung anziehen kann, nachdem man nass geworden ist, sich seinen Unterstand gebaut hat und ein Feuer errichtet hat, es schützt dich auch davor, krank zu werden. Nichts ist schlimmer, als in nasser Kleidung schlafen zu müssen. Im Winter kann es deinen Tod bedingen, wenn du krank wirst und du musst alles tun, das zu vermeiden.

 

Das dritte ist nicht lebenswichtig, aber überaus wertvoll, es zu besitzen: eine Schüssel aus Metall. Sie wird dir als Kochtopf dienen, um Suppe oder Brei zu kochen, als Gefäß, um Wasser zu schöpfen oder Beeren zu sammeln – das ist viel praktischer, als sie im hochgeschürzten Saum deines Gewandes zu sammeln, denn dein Gewand wird auch so rasch Flecken bekommen, da müssen es nicht noch die stark färbenden von Brombeeren sein … Das beste sind die Schüsseln der römischen Soldaten, muss ich zugeben, denn sie haben einen kleinen Griff mit einem Loch, sodass du sie an deinen Gürtel hängen kannst. Meine bronzene Schüssel hat mir in Gallien auch durchaus schon dazu gedient, sie einem zudringlichen Mann an den Kopf zu werfen … Doch darüber, wie du dich verteidigen kannst, wollen wir ein andermal sprechen.

 

Ebenfalls sehr praktisch ist ein Feuerspiel, das dir viel Mühe beim Feuermachen erspart. Darüber will ich dir mehr erzählen, wenn wir vom Feuermachen reden. Und ein Wasserschlauch. Zur Not lässt sich der auch unterwegs herstellen, aber ein guter Wasserschlauch aus dickem, gewachsten Leder mit einem dichten Stoppel ist eine feine Sache.

 

Alles andere kannst du dir selbst fertigen. Felle, um dich zu wärmen, auch wenn sie nicht gegerbt sind; Schnüre und Seile für Fallen und eine Schleuder; einen Unterstand und was du sonst noch brauchst. Über alles will ich dich lehren, was ich selbst gelernt habe und in unserer nächsten Unterrichtseinheit über die Freuden, die dir das frische Grün nach dem Winter bringen kann.

 


Von den Göttern gesegnet, von ihrem Meister verflucht, war die Bardin Arduinna gezwungen, alles für ihre Liebe zu opfern.

Eine keltische historische Romanserie, die dich in Zeiten versetzt, als Wörter Waffen sein konnten und deine einzigen Freunde ein Wolfshund und ein Rabe.

Tauch ein in die Welt der Kelten und fühle den Pulsschlag jener Zeit in dir!

 

Die Wortflechterin der Kelten, historische Romanserie
Die Wortflechterin der Kelten, historische Romanserie

Randbemerkung: Ich bin Autorin, keine Historikerin, Archäologin oder Zeitreisende (das wäre spannend ...), ich gebe in meinem Blog einerseits nur meine Meinung weiter und andererseits Wissensbissen, die ich im Zuge meiner Recherchen für meine Keltenromane aus den verschiedensten Quellen zusammengetragen habe. Da ich jemand bin, der sich zwar Informationen und Geschichten merkt, aber nicht wissenschaftlich arbeitet, verzeiht bitte, dass ich (meist) keine Quellenangaben mache, schon gar nicht zu Wissensbissen, die man in vielen Quellen findet.

 

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