Geschichten der Bücher Bardin: Frühlingsmärchen

Hier ein Frühlingsmärchen, das ich sehr gerne "mit vollem Körpereinsatz" erzähle.

Wenn du die Geschichte von mir erzählt sehen willst, so kannst du das HIER tun.

 

 Es war einmal ein Winter, ganz anders als der heurige. Kalt und voller Schnee. Die Pflanzen froren und sehnten den Frühling herbei. Da fragte eine Tulpenzwiebel unter der dicken Schneedecke ängstlich: "Was, wenn der Frühling heuer gar nicht kommt? Wenn es auf ewig Winter bleibt?"

"Papperlapapp!", riefen die anderen Pflanzen, "Der Frühling kommt immer!"

"Was, wenn nicht? Einmal ist immer das erste Mal!"

Da wurden die Pflanzen nachdenklich. Was, wenn nicht?

"Wir müssen kämpfen!", rief die Brennnessel. "Wir dürfen uns nicht kampflos ergeben!" Und sie stellte ihre Brennhaare auf.

"Blödsinn", antwortete das Ziergras. "Wogegen kämpfen? Weil der Frühling es ernst nähme, wenn du da wie ein trotziges Kind Gift spuckst. Nein, wir müssen Würde bewahren. Seht mich an, ich bin vertrocknet und dürr, aber nach wie vor ein Anblick, der seinesgleichen sucht. Würdevoll. Das beeindruckt den Frühling."

"Hochmut ist eine Sünde", flüsterte das Schneeglöckchen und senkte sein Haupt. "Wir müssen Demut zeigen und unsere Sünden bereuen, dann wird der Frühling uns gnädig sein."

"Demut allein genügt nicht!", rief die Gundelrebe. "Uns dem Frühling zu Füßen werfen müssen wir uns, vor ihm im Staub kriechen, ihn mit erhobenen Händen anflehen, wieder zu kommen!"

"Das wird den Frühling sehr beeindrucken", meinte der Efeu zynisch. "Ich sage immer, hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Sieh mich an, ich suche mir jede warme Mauer, lasse mich nicht unterkriegen. Meine Blätter sind mit Wachs vor der Kälte geschützt, das beeindruckt den Frühling! Er bewundert mich, deshalb wird er wiederkommen."

"Du hast nicht ganz unrecht", sagte der Huflattich. "Aber man muss den Frühling auch auf uns aufmerksam machen! Wir müssen duften, leuchten!" Und er hob seine strahlend gelben Blütenköpfe gegen den Himmel.

Und der Frühling kam.

Und jede Pflanze war überzeugt, er war ihretwegen gekommen. Weil sie so gekämpft hatte. Demütig gewesen war, würdevoll. Weil sie um Gnade gefleht hatte, sich selbst geholfen hatte, ihn mit ihrem Leuchten erinnert hatte, dass es Zeit war zu kommen. Sie stritten, wer denn der Retter, der Bringer des Frühlings war.

Der Frühling lächelte sanft und still. Warum er wirklich gekommen war? Wir werden es nie erfahren.

 

Tauch ein in die Welt der Kelten und fühle ihren Pulsschlag in dir!

Die Wortflechterin der Kelten, historische Romanserie
Die Wortflechterin der Kelten, historische Romanserie

Randbemerkung: Ich bin Autorin, keine Historikerin, Archäologin oder Zeitreisende (das wäre spannend ...), ich gebe in meinem Blog einerseits nur meine Meinung weiter und andererseits Wissensbissen, die ich im Zuge meiner Recherchen für meine Keltenromane aus den verschiedensten Quellen zusammengetragen habe. Da ich jemand bin, der sich zwar Informationen und Geschichten merkt, aber nicht wissenschaftlich arbeitet, verzeiht bitte, dass ich (meist) keine Quellenangaben mache, schon gar nicht zu Wissensbissen, die man in vielen Quellen findet.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Marion (Sonntag, 19 März 2023 13:35)

    Hallo Marion, ich liebe deine Geschichten und erzähle sie gerne auch meinen Enkelkinder.
    Die Bücher sind wunderbar!
    Ich finde sie so stimmig und es macht große Freude sie zu lesen.
    Herzliche Grüße
    Marion Wiese

  • #2

    Marion (Dienstag, 21 März 2023 08:36)

    Vielen Dank, liebe Namensvetterin!