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Römer - die Feinde der Kelten?

 

Das Verhältnis zwischen Römern und Kelten ist kein einfaches gewesen. Die Kelten haben um 386 v. Chr. unter Brennos beinahe Rom erobert. Die Römer haben um 50 v. Chr. unter Caesar ganz Gallien erobert … Kelten kämpften oft gegen Römer, Kelten kämpften oft als Verbündete der Römer.

Vor allem Caesars Feldzüge haben eine riesige Anzahl an Toten gefordert und die intellektuelle Elite der Kelten (Druiden, Barden etc) dezimiert. Während der Kriegszüge mussten gallische Stämme, die als Freunde der Römer galten, deren Heer versorgen, andere Dörfer wurden von den eigenen, gallischen Heerführern niedergebrannt, um dem Feind eben diese Versorgung zu entziehen, unzählige Gallier wurden versklavt.

Da erwartet man nicht, dass die Gallier die Römer liebten.

 

Dennoch … schon lange vor Caesars Feldzügen gab es enge Bindungen zwischen Römern und Kelten, seien es nun jene in Gallien oder weiter im Osten in Noricum. Das gemeinsame Interesse war der Handel, die Produkte des jeweils anderen. So bot der Süden vor allem Wein, ein Getränk, das die Menschen nördlich der Alpen sehr schätzten und aufgrund des Klimas nicht in derselben Qualität anbauen konnten. Der Norden hatte dafür Bodenschätze wie Gold und Eisen und vor allem herausragende Fähigkeiten in der Verarbeitung davon. „Norisches Eisen“, ein besonders harter Stahl, war allseits begehrt und bezog sich zumeist auf Schwerter und andere Waffen.

 

Wer nördlich der Alpen auf sich hielt, kredenzte römischen Wein in griechischen Kannen. Die Männer im Süden wiederum fanden solchen Gefallen an den hellen Haaren der keltischen Frauen, dass es bei den Römerinnen Mode wurde, sich das Haar zu blondieren.

 

Und selbst nachdem Caesar in Gallien gewütet hatte, standen ihm nicht alle feindlich gegenüber. Mochten die Kelten Meister in der Verarbeitung von Metallen sein, so brachten die Römer andere Fertigkeiten mit. Wasserleitungen und Fußbodenheizungen haben ihre eigene Überzeugungskraft …

So kam es, dass viele durchaus rasch gewillt waren, sich römisch zu geben. Mochten jene, die die geitige Führung ihrer Stämme gewesen waren, um ihr Leben fürchten müssen, dem „kleinen Mann“ bot der Eroberer durchaus Vorteile. Und da es den Römern relativ egal war, welche Götter man anbetete – jeder keltische Gott ließ sich mit einem angehängten lateinischen Attribut verrömersieren – änderte sich in der Religion nicht viel, bis das Christentum dann alles umwarf.

 

So war Gallien schon vor der Eroberung durch Caesar und danach erst recht, römisch in seinem Gebaren geworden. Doch wie sah es in Noricum oder England aus?

 

Noricum unterhielt schon lange enge Handelsbeziehungen mit dem römischen Reich. 49 v. Chr. sandte der damalige norische Herrscher (man schreibt es Voccio zu, doch wir können nicht sicher sein, dass er damals über die Noriker herrschte. Mehr zum Thema Voccio findest du hier ) einen Reitertrupp von 300 Mann nach Süden, um Caesar im Bürgerkrieg zu unterstützen.

 

Auch Britannien handelte schon seit der Bronzezeit mit dem Festland – der Zinn für die Bronze, die hier im heutigen Österreich (also Noricum) hergestellt wurde, kam zum Beispiel schon in der Bronzezeit aus Cornwall – hielt den Römern aber länger stand als andere Länder. Zwar versuchte Caesar es zweimal (55 u 54 v. Chr.), die Insel zu erobern, scheiterte aber beide Male schon an der Küste.

 

Noricum gilt ab 15 v. Chr. als römische Provinz, deren Eingliederung angeblich völlig friedlich vonstatten ging (wobei es gleichzeitig hieß, das Gebiet wurde im Rahmen der Alpenfeldzüge des Augustus befriedet – was dann doch einen kriegerischen Anklang hat). Der tradtionellen Geschichtsschreibung nach muss man es sich wohl wie die Aufnahme Österreichs in die EU vorstellen und weniger wie den Anschluss an Hitler-Deutschland. Solange wir nicht zeitreisen können, werden wir es wohl nie genau wissen.

 

Anzunehmen ist auf alle Fälle, dass auch die Noriker die römische Lebensweise durchaus gerne übernahmen. Es gibt wesentlich mehr Funde aus römischer Zeit in Österreich als aus vor-römischer (Hallstatt einmal ausgenommen), was aber auch daran liegen kann, dass die Kelten aus Holz bauten und die Römer aus Stein, was eindeutig Archäologen-freundlicher ist.

 

In Britannien kam es erst 43 n. Chr. zur Eroberung durch die Römer. Claudius sah sich bemüßigt, dieses alte Projekt der Römer wieder aufzunehmen. Vielleicht, um seinen schwachen Ruf zu verbessern. Offiziell, weil der britische Heerführer Verica, ein „Freund der Römer“ ihn um Hilfe gegen andere Stämme bat – dieselbe Begründung, mit der auch Caesar damals seinen Feldzug gegen Gallien begann. (Man lernt daraus: Bitte deinen Freund um Hilfe und du wirst von ihm statt von deinem ursprünglichen Feind erobert).

 

Dennoch hielt sich „das Keltische“ auf den britischen Inseln länger als anderswo. Vielleicht, weil die Römer nie in alle Gebiete der Insel vordrangen. Vielleicht, weil der Ärmelkanal doch eine gewisse Barriere darstellte. Oder weil die Menschen auf der Insel immer schon anders waren …

In der Keltenroman Serie "Die Wortflechterin" werden beide Seiten betrachtet. Arduinna, die aus Britannien stammt, erlebt in Gallien als Bardin einige der Gräueltaten der Römer und dann in Noricum die Spannungen zwischen jenen, die vom Handel mit Rom profitieren und denen, die wie sie die Römer fürchten. Und jede Seite ist der Meinung, der besseren Zukunft entgegenzusehen ...

 

Und irgendwie wirkt das alles dann wieder gar nicht so anders als in heutiger Zeit.

 

 

Randbemerkung: Ich bin Autorin, keine Historikerin, Archäologin oder Zeitreisende (das wäre spannend ...), ich gebe in meinem Blog einerseits nur meine Meinung weiter und andererseits Wissensbissen, die ich im Zuge meiner Recherchen für meine Keltenromane aus den verschiedensten Quellen zusammengetragen habe. Da ich jemand bin, der sich zwar Informationen und Geschichten merkt, aber nicht wissenschaftlich arbeitet, verzeiht bitte, dass ich (meist) keine Quellenangaben mache, schon gar nicht zu Wissensbissen, die man in vielen Quellen findet.

 

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